VoIP in Unternehmen: Eine Entwicklung am Wendepunkt

17. Februar 2005, 0:00 Uhr |

VoIP in Unternehmen: Eine Entwicklung am Wendepunkt. Bereits seit mehreren Jahren beobachten Unternehmen mit Interesse die Ent­wicklung der »Next Generation« Voice-System-Plattformen auf der Grundlage paketvermittelter (IP-basierter) Technologien, während sich die in ihren Be­trieben vorhandenen Voice-Switches auf das Ende ihrer Lebensdauer zu­bewegen oder dieses bereits erreicht haben.

VoIP in Unternehmen: Eine Entwicklung am Wendepunkt

Zwar sehen die Un­ternehmen inzwischen weitgehend die Vorteile und ­Möglichkeiten eines Einsatzes der Voice-over-IP (VoIP)-Technologie für ihre Kommuni­kationsanforderungen, aber dennoch zeigen sich viele ­Führungskräfte enttäuscht dar­über, dass diese Techniken (und die damit verbundenen Vorteile) viel zu langsam in funktionsfähige Kommuni­kationsnetzwerke umgesetzt werden. Aufgrund der er­folgreichen Marke­ting-Initiativen sowohl der Equipment-Lieferanten als auch der Service ­Provider haben die ­Unternehmer die potenziellen wirtschaftlichen Vorteile und Produktivitätsgewinne der VoIP-Lösungen erkannt. Die Mitarbeiter in den Unternehmen ­zeigen ihren Chef­etagen jedoch generell eine wesentlich ­vorsichtigere Einstellung hinsichtlich der Migration des betrieblichen Sprachnetzes zu einem VoIP-basierten gemeinsamen ­Kommunikationsnetzwerk.
Die wahrgenommene Reife und Stabilität VoIP-basierter Unternehmenslösungen hat in den letzten zwölf bis ­achtzehn Monaten zwar erheblich zugenommen. Aber ­viele Unternehmen betrachten den Ausbau ihrer leitungs­vermittelten Voice-Systeme zur VoIP-Telefonie nach wie vor mit äußerster Skepsis. Letztendlich sträuben sie sich da­gegen, Kapital in neue VoIP-basierte Systeme zu inves­tieren, die erst noch das Versprechen echter offener ­Standards? und inno­vativer Anwendungen sowie messbarer wirtschaftlicher Erfolge oder Produktivitätssteigerungen unter Beweis stellen müssen. Dennoch sollte sich die ­strategische Orientierung der Unternehmen auf die VoIP-Technik konzentrieren, da die Entwicklung des leitungs­vermittelten Equipments so gut wie zum Erliegen ge­kommen ist. Viele Branchenexperten sagen voraus, dass die Umsätze mit VoIP-basiertem Equipment innerhalb
der nächsten zwei Jahre die mit konventionellen, lei­tungsvermittelten Systemen übersteigen werden. Die ­Stabilität und Skalierbarkeit des IP-basierten PBX-Equipments hat die Akzeptanz dieser VoIP-basierten Systeme bei praktisch allen Equipment-Neukäufen angeheizt und beschleunigt.
Die Tatsache, dass der IP-PBX-Markt in den letzten Jahren erhebliche Zuwächse erlebt hat, könnte zu falschen Schlussfolgerungen über die Lage in der Branche führen. Zwar ­wurde für die Internet-Telefonie von den Normenausschüssen ein Rahmenwerk offener Standards unter der Bezeichnung Session Initiation Protocol (SIP) definiert. Fakt ist jedoch, dass dieser zukunftsorientierte Standard heute noch relativ unausgereift und unterentwickelt ist. Die meisten Hersteller von IP PBX-Equipment für Unternehmen setzen deshalb nach wie vor auf betriebseigene Technologien und dem Markt fehlt jede ernst zu nehmende Motivation, von den derzeitigen geschlossenen VoIP-basierten Systemen auf Architekturen und Produkt­implementierungen über­zugehen, die auf »echten« offenen Standards basieren. Die Möglichkeit der ­Einführung vollständig offener Standards stellt einen Anreiz für die Unternehmen dar, die wirtschaftlichen Vorteile und Anwendungsvorzüge von Multi-Vendor-Lösungen gegenüber einem Alleinlie­feranten-Modell zu nutzen. Das Angebot von Produkten auf der Grundlage echter offener Standards wird auch vielen neuen Marktteilnehmern den Markteintritt ermöglichen und zu verstärkter Innovation und mehr Wettbewerb innerhalb der Branche führen. Deshalb sollten die Unternehmen die Beschleunigung der Entwicklung von Standards bei ihren Lieferanten aktiv und spürbar unterstützen, um so eine Änderung herbeizuführen. Ohne diese Marktdynamik sind die Unternehmen noch länger dazu verdammt, die ­Leistungsmerkmale, Funktionen und Grenzen veralteter Sprachnetze einfach zu replizieren, statt die echten Vor­teile der VoIP-basierten Kommunikation nutzen zu können.

Mark Cortner ist Senior Consultant für den Network and Telecommunications Strategies (NTS)-Service der Burton Group. Er beschäftigt sich seit mehr als 18 Jahren mit Produktentwicklung, Produktmanagement und strategischer Entwicklung von breitbandbasierten Technologien. Zu seinen Fachschwerpunkten zählen VoIP, IP-Telefonie und Collaborative Communication-Produkte für die Echtzeit-Kommunikation.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!