Greenpeace-Studie: Cloud wird zum Umweltproblem

»Clean up the Cloud!«

18. April 2012, 15:43 Uhr | Andrea Fellmeth-Schlesinger
Screenshot www.greenpeace.org © Greenpeace

Wer per Tablet, Smartphone oder Laptop irgendeine Art von Daten nutzt, der kommt mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Cloud in Kontakt. Oder besser gesagt: Er stellt eine Verbindung zu den riesigen Rechenzentren von IT-Riesen her. Und die werden zunehmend zum Umweltproblem, wie ein aktueller Greenpeace-Report zeigt.

»Cloud Computing betrifft nicht mehr nur Nerds, sondern mittlerweile fast jeden. Einige der Rechenzentren benötigen so viel wie Energie wie 250.000 europäische Haushalte«, stellt Claudia Prinz, Elektronik-Expertin bei Greenpeace, gegenüber dem Onlinemagazin futurezone fest. Sie befürchtet, dass das explosionsartige Wachstum im Cloud-Computing-Bereich zu einer rapide steigenden Nachfrage nach Kohle- und Atomstrom führt.

Bei dem rasanten Ausbau der Cloud bleibt der Umweltschutz einem neuen Greenpeace-Report meist auf der Strecke. Sehr sorgfältig haben die Umweltschützer Daten über den Energieverbrauch von Rechenzentren zusammengetragen. Die Statistik zeigt: Branchenriesen wie Apple, Microsoft oder Amazon beziehen nur einen geringen Anteil ihres Server-Stroms (oft nur etwa 15 Prozent) aus sauberen Energiequellen – der Rest kommt meist aus Kohle- oder Atomkraftwerken. Auch andere Firmen wie Salesforce, IBM, HP oder Oracle, die auf Coud Computing setzen, stehen in der Energiebilanz schlecht da. »Wir haben aber auch schrittweise Verbesserungen bemerkt, vor allem bei Facebook«, sagt Prinz. So soll deren neues Datenzentrum im schwedischen Luleå ab 2014 zu fast 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gespeist werden. Insgesamt werden neben Facebook auch Google, Yahoo und Twitter von Greenpeace gelobt. IT-Riesen wie Microsoft und Apple hätten allerdings großen Aufholbedarf.

Greenpeace kritisiert in dem Bericht auch die Wahl der Standorte von Rechenzentren – etwa jene in den USA. Bundesstaaten wie Illinois, North Carolina und Virginia haben maximal vier Prozent erneuerbare Energiequellen (Rest aus Kohle- und Atomkraftwerken). Trotzdem bauen dort Firmen wie Apple, Google, Facebook, Salesforce oder Microsoft in den kommenden Jahren massiv aus. »Niemand hat Lust, mit seinen Facebook-Updates Atomenergie mitzufördern«, sagt Prinz. »Aber Firmen haben die Macht, bei der Wahl des Standorts Druck auf die Energieversorger auszuüben.«

Unter www.greenpeace.org/international/cleanourcloud-actnow gibt es ein vorformuliertes E-Mail an die Konzernchefs von Microsoft, Amazon und Apple, mit dem engagierte User die Herren bitten können, die »Cloud sauber zu machen«. Mit einem einfachen »send now« ist vermutlich noch nicht viel erreicht, aber wenigstens etwas gegen das schlechte Gewissen getan…


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!