Geplatzter Private-Equity-Deal bremst Produkteinführungen aus

3Coms DACH-Chef Kracke verspricht für 2008 zahlreiche Neuerungen

28. April 2008, 12:02 Uhr |

Jörg Kracke, Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei 3Com, gab sich im LANline-Interview optimistisch, obwohl erst letzten Monat die geplante Übernahme von 3Com durch das Private-Equity-Unternehmen Bain Capital und den chinesischen Netzwerkausrüster und 3Com-Partner Huawei gescheitert ist. Die geplante Akquisition verfolgte das Ziel einer Privatisierung von 3Com, war aber Ende März an Vorbehalten der US-Behörde CFIUS (Committee on Foreign Investment in the United States) gegen die Beteiligung von Huawei an 3Com gescheitert: Denn 3Com stattet unter anderem das US-Militär mit Sicherheitstechnik aus, und das CFIUS hatte offenbar Bedenken, solches Know-how an ein chinesisches (und, so wird spekuliert, ein der chinesischen Regierung nahestehendes) Unternehmen herauszugeben. Damit waren die Pläne, 3Com mit einer Finanzspritze zu versorgen, erst einmal geplatzt.

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Dadurch wird sich die geplante Einführung neuer Produktlinien bei 3Com laut Jörg Kracke um "zirka ein halbes Jahr" verzögern. Die betrifft die Produktbereiche IP-Videoüberwachung und IP-Storage, die über H3C (das inzwischen von 3Com mehrheitlich übernommene Joint Venture mit Huawei) in China bereits vermarktet werden. Hier zu Lande hingegen erfordern diese neuen Produktlinien einiges an Investitionen seitens 3Com, da der Netzwerker bislang außerhalb Chinas weder bei der Videoüberwachung noch im Storage-Marktsegment tätig war und deshalb wohl unter anderem in den Aufbau eines geeigneten Vertriebskanals investieren muss.

Finanziell angeschlagen sei 3Com aber nicht, so Kracke: Das Unternehmen habe im dritten Quartal weltweit 336 Millionen Dollar Umsatz gemacht und 44 Millionen Dollar Umsatzrendite (Non-GAAP) eingefahren. Man müsse jetzt eben nur "bestimmte Kerntechnologien langsamer einführen".

In EMEA ist der Umsatz von 3Com laut Angaben des Herstellers im Jahresvergleich um 20 Prozent gewachsen. Weltweit sei 3Com der zweitgrößte Anbieter von Ethernet-Switches (laut Dell’Oro Group, 4. Quartal 2007, nach gelieferten Ports gerechnet) im vierten Quartal in Folge, der zweitgrößte Anbieter von Routern für Unternehmen im dritten Quartal in Folge sowie der zweitgrößte Switching-Anbieter für den Mittelstand nach der Zahl der ausgelieferten Produkte und nach Umsatz; dabei wachse 3Com schneller als der Gesamtmarkt (Quelle: Infonetics, 4. Quartal 2007).

Kracke zeigte sich "stolz auf die Angebotspalette", die in der Zusammenarbeit mit H3C entstanden ist. Sie sei "die beste, die 3Com jemals hatte," und umfasst heute neben den Kerngebieten Routing, Switching, Wireless LAN und Netzwerkmanagement auch Security, Voice/Video over IP und IP-Storage, wie jüngst als "IT over IP" auf der CeBIT präsentiert – allerdings unter der H3C-Fahne, nicht als 3Com-Messeauftritt. Eine klarere Branding-Aussage, das gesteht Kracke zu, "sind wir dem Markt schuldig". Hier habe der geplante Bain-Deal die Marketing-Aktivitäten "verlangsamt".

Produktseitig jedenfalls hat sich 3Com einiges vorgenommen: So sollen im Sommer neue Access-Switches der Serie 4800 auf dem Markt kommen (stapelbar, mit IPv6 und Layer-2/3-Ausfallsicherheit), zudem oberhalb der Core-Switch-Serie 7500 die Serie 7900 für den Core kleinerer Unternehmen oder die Aggregation in Konzernen. Vorgesehen sind zudem lokalisierte Versionen der VoIP-Lösungen VCX Connect 100 (mit integriertem Voice-Gateway, für bis zu 100 Server) und 200 (ohne Gateway, auf IBM-Serverbasis, für bis zu 250 Server) sowie eine ebenfalls lokalisierte Version der bereits existierenden VCX Enterprise.

Als Ergänzung zum bestehenden Tippingpoint Intrusion-Protection-System (IPS) arbeitet 3Com laut Kracke zudem an einer integriertren Security-Suite, denn die Zukunft gehe in Richtung "IP-Security im Netzwerk". 3Com plane in diesem Segment Multi-Core-Systeme, eine High-Performance-Firewall sowie ein IPS auf der Switch-Backplane.

LANline/Dr. Wilhelm Greiner


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