Anti-Terror-Einheit eingeschaltet

Belgischer Atomreaktor »bewusst sabotiert«

30. September 2014, 16:43 Uhr | Lars Bube
© LimoWreck/ Creative Commons 3.0/np

Die Einleitung von 90.000 Litern Öl in die Dampfturbine des belgischen Atomkraftwerks Doel 4 in Flandern war ein »offensichtlich bewusster manueller Eingriff«, so der Betreiber Electrabel. Die belgische Anti-Terror-Einheit OCAD hat sich in die Ermittlungen eingeschaltet.

--- canonical[http://www.energie-und-technik.de/energiewirtschaft/artikel/113062/] ---

Ein Sprecher der belgischen Nuklearaufsichtsbehörde Fanc sagte Flanders Today, dass Inspektoren vor Ort »Anzeichen« dafür gefunden hätten, dass das Ölleck bewusst herbeigeführt worden sei. Die Untersuchungen begannen mit Interviews der Mitarbeiterschaft des AKW Doel 4, anschließend wurde die Staatsanwaltschaft hinzugezogen. Die Behörden teilten mit, dass das Ölleck an einer Stelle außerhalb des Reaktorgeländes entstand und der Atommeiler zu keiner Zeit gefährdet war. »Mehrere hundert Menschen haben Zugang zu dem Industriegebiet, wo sich der Vorfall ereignete«, sagte Jan Bens, Direktor der Fanc. »Der Staatsanwalt führt jetzt die Untersuchungen.«

Der Ausfall des Reaktorblocks kommt für Belgien zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Nach dem Reaktorunfall von Fukushima verordnete die EU 2011 für alle europäischen Reaktoren einen Stresstest, den alle belgischen Reaktoren anstandslos durchliefen. Nur wenige Monate später wurden im Reaktorbehälter des Blocks Doel 3 tausende Risse entdeckt. Diese stammten womöglich schon aus der Konstruktionsphase des 40 Jahre alten Reaktors und seien zwar nicht reparabel, stellten aber keine unmittelbare Gefahr dar. Fanc verordnete das Abschalten und weitere Inspektionen des Reaktors.

Das Reaktorgefäß wurde durch die nicht mehr existierende holländische Firma Droogdok Maatschapij (DRM) hergestellt, die 21 weitere Reaktorbehälter installierte, darunter für Belgiens Tihange 2, mehrere in den USA sowie je zwei in der Schweiz, Deutschland, Spanien und Holland. Tihange 2 wurde zunächst auch abgeschaltet, nach Untersuchungen durch Fanc, aber als sicher bewertet und wieder in Betrieb genommen. Im März dieses Jahres wurden die Reaktoren erneut vom Netz genommen, nachdem weitere Untersuchungen eine größere Ermüdung der Stähle gezeigt hatten, als zunächst vermutet.

Mit Stromausfällen im kommenden Winter wird fest gerechnet. Die Behörden haben für den Winter Lastabwurfpläne veröffentlicht, die die Prioritäre Stromversorgung, bzw. die Gebiete, in denen Stromausfälle »akzeptabel« sind, festlegen. Dieses »Afschakelplanning« sorgt derzeit für erheblichen Unmut in der Bevölkerung, die anhand ihres »Afschakelplan« straßengenau erfahren kann, wie wahrscheinlich im Winter ihr eine Stromabschaltung droht.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+