Ein groß angelegtes Überwachungssystem soll bald New Yorks Straßen sichern. Dieses wird nach dem Londoner Vorbild gebaut und das erste Überwachungssystem dieser Art in den USA sein. Bis zum Ende dieses Jahres sollen laut der New Yorker Polizei bereits mehr als 100 Kameras den Verkehr im südlichen Teil Manhattans - Sitz der Börse und zahlreicher Geschäftshäuser - überwachen. Die so genannte Lower Manhattan Security Initiative will letztendlich mit einem ausgedehnten Netz aus Kameras, Überwachungstechnik und Straßensperren Terroristen aufspüren und Verbrechen verhindern.
Im Zuge des Programms sollen spezielle Kameras installiert werden, die Nummernschilder von Autos erfassen können. Mehr als 116 dieser Nummernschildleser werden plangemäß an festen Orten und mobil installiert, also auch in Autos oder Hubschraubern. Die Detektoren identifizieren die Nummernschilder, diese werden mit einer Datenbank abgeglichen, und schließlich wird eine Warnung ausgesendet, wenn ein verdächtiges Fahrzeug entdeckt wurde.
Zudem sollen bis Ende des kommenden Jahres über 3000 öffentliche und private Sicherheitskameras in Betrieb gehen. Einige davon sind bereits in Lower Manhattan installiert. "Dieses Gebiet ist sehr wichtig für unsere Nation, deshalb wollen wir, dass es weniger angreifbar wird", erklärt Raymond W. Kelly, Polizeikommisar in New York. Die bereits eingerichteten Kameras erfassen Bilder, die erst noch geladen werden müssen, bevor sie analysierbar sind. Die neuen Kameras der Initiative sollen schließlich direkt Live-Bilder liefern, um schnelleres Eingreifen zu ermöglichen.
Die Kameras werden eingesetzt, um verdächtiges Verhalten aufzuspüren. Wenn zum Beispiel eine Tasche unbeaufsichtigt irgendwo abgestellt wird,oder ein Auto immer wieder durch dieselbe Straße fährt, sendet das System eine Warnung aus. In einem neuen Überwachungszentrum beobachten die Polizei und private Sicherheitsangestellte die Aufnahmen.
Außerdem sollen bewegliche Straßensperren bei Festnahmen helfen. Schwenkbare Gatter werden an kritischen Straßenkreuzungen eingerichtet. Auf Knopfdruck fahren diese aus und blockieren die Straßen, wenn ein verdächtiges Fahrzeug entdeckt wird.
Über all diese Maßnahmen hinaus überlegt die Polizei noch, ob sie Gesichtserkennungs-technik verwenden soll. Diese soll die aufgezeichneten Bilder mit einer elektronischen Datenbank abgleichen und verdächtige Personen identifizieren. Zur Debatte stehen zudem spezielle Detektoren für biologische Waffen.
Nicht alle sind von dieser groß angelegten Totalüberwachung überzeugt. "Dieses Programm schafft ein ganz neues Level der Überwachung in New York. Und es wird einfach gemacht, ohne die Öffentlichkeit zu fragen, ob sie damit einverstanden ist. Ohne Rücksicht auf die Privatsphäre landen so Tausende von Personen in Polizeicomputern", beschwert sich Christopher Dunn, Anwalt der New York Civil Liberties Union.
Außerdem gibt es laut James J. Carafano, dem Sicherheitsbeauftragten bei der Heritage Foundation, bisher kaum Beweise, dass derartige Überwachungskameras wirklich zweckmäßig sind. Wenn man mit 3000 Kameras zur gleichen Zeit aufzeichnet, ergibt dies Unmengen an Material, das auszuwerten ist. "Je mehr Bilder man hat, desto schwieriger ist es, die wenigen wichtigen Aufzeichnungen zu finden," so Carafano.
In drei Jahren soll das gesamte Projekt fertig gestellt sein, die Betriebskosten werden sich im ersten Jahr schätzungsweise auf zirka acht Millionen Dollar belaufen.
Katharina Guderian/wg