Spionage-Affäre

CIA-Laptop überfordert deutsche Experten

16. September 2014, 13:59 Uhr | Lars Bube
Die Spezialisten von BND und BSI bekommen das Laptop des CIA-Spions nicht geknackt
© Artur Marciniec - Fotolia.com

Deutsche Sicherheitsexperten haben große Schwierigkeiten mit der Entschlüsselung der Daten auf dem Laptop eines von der CIA in den Bundesnachrichtendienst eingeschleusten Maulwurfs.

Die Aufarbeitung der Spionage-Affäre um den im Juli festgenommenen CIA-Maulwurf Markus R. beim Bundesnachrichtendienst (BND) gestaltet sich schwieriger als zunächst angenommen. Nachdem die deutschen Sicherheitsbehörden zunächst einige sensible Daten auf einem unverschlüsselten USB-Stick gefunden hatten, der bei dem Spion sichergestellt worden war, hakt die weitere Aufklärung darüber, welche Geheimnisse verraten wurden, nun am Laptop des Delinquenten. Nach Informationen des Spiegels ist das Gerät so gut gesichert und verschlüsselt, dass es zahlreichen Experten bislang noch nicht gelungen ist, auf die darauf liegenden Daten, Programme und eventuelle Übertragungsprotokolle zuzugreifen. Das soll Generalbundesanwalt Harald Range vergangene Woche dem NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags mitgeteilt haben.

Der Spion selbst hatte zwar am Anfang noch kooperiert, hüllt sich aber inzwischen komplett in Schweigen. Aus diesen ersten Gesprächen wissen die Fachleute immerhin, dass die teilweise hoch sensiblen Datensätze auf dem USB-Stick bereits alle an den amerikanischen Geheimdienst weitergegeben wurden. Darunter befanden sich nach ersten Informationen unter anderem sehr detaillierte Auftragsprofile des BND, aus denen hervorgeht, welche Spionage- und Gegenspionage-Aktionen in fremden Ländern aktuell durchgeführt werden oder geplant sind. Und auch die Namen und Adressen einiger Agenten sowie geheime Gesprächsprotokolle will der Doppelagent nach seiner ersten Aussage an seine Auftraggeber in den USA weitergegeben haben. Außerdem hatte Markus R. nach seiner Ergreifung einige Details zu seiner Kontaktaufnahme in die USA verraten. Demnach musste er in einer tatsächlich auf seinem Laptop gefundenen Wetter-App nach dem Wetter in New York fragen, woraufhin sich seine Kontaktperson gemeldet haben soll. Die Sicherheitsexperten konnten dieses Szenario allerdings offenbar bisher nicht nachstellen.

Für die Ermittler wäre es allerdings gleich aus zwei Gründen enorm wichtig, an die Daten auf dem Laptop zu kommen. Einerseits gilt es für die eigenen Geheimdienste einen genauen Überblick zu bekommen, welche Informationen kompromittiert wurden. Andererseits wären die Informationen auch für ein rechtliches Verfahren gegen Markus R. wichtig, da von ihnen abhängen könnte, ob der Spion nur wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit oder doch wegen Landesverrats belangt werden kann. Für den BND wird die Affäre damit immer peinlicher. Nachdem ein kleiner und technisch relativ unbedarfter Angestellter hoch geheime Dokumente unbemerkt vervielfältigen und weiterleiten konnte, schaffen es die bestens ausgebildeten IT-Spezialisten des Dienstes nun nicht, die Verschlüsselung des Laptops auszuhebeln oder zu knacken.


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