Das Internet und seine Nutzung haben sich verändert. Da wissen auch Internetkriminelle und passen ihre Methoden rasant an die neuen Gepflogenheiten ihrer potentiellen Opfer an.
Immer häufiger geraten Unternehmen über neue Wege wie soziale Medien ins Visier der Verbrecher. Den Wandel beobachtet auch Dr. Paul Judge, Chef-Analyst von Barracuda Networks. Er beleuchtet die Schattenseiten sozialer Medien und rät Unternehmen zur schnellen Reaktion. So ist zum Beispiel Spam bereits Schnee von gestern. Denn während Unternehmen in der Dekade der 2000er Jahre vor allem mit der Abwehr infizierter Spam-Mails beschäftigt waren , stehen heute Schadprogramme im Vordergrund, die über die sozialen Medien und via Webseiten in die Firmen Einzug halten. 2010 sank binnen eines halben Jahres das weltweite Spam-Aufkommen um 50 Prozent. Noch im Juni wurden rund 52 Milliarden Spam-Mails registriert, im Dezember waren es gerade noch 26 Milliarden. Der Grund dafür liegt nach Ansicht von Judge auf der Hand: Mit anderen Mitteln und Methoden kommen die Kriminellen schneller und effektiver an ihr Ziel.
Das Internet hat die Kommunikation gerade von Unternehmen von einer Einbahnstraße der Ankündigungen hin zu einem offenen Marktplatz des Gedankenaustauschs umgekrempelt. Die zentrale Funktion ist heute die Kommunikation in jeder Form: weltweiter, interpersoneller Austausch mit Dateienaustausch und user-generierter Content auf Blogs, in Wikis oder auf Portalen. Davon profitieren zwar alle Anwender, es macht aber Endverbraucher wie Unternehmen auch verwundbar.
Die wichtigsten Anwendungen im Internet sind soziale Netzwerke, mit denen Anwender heute im Schnitt doppelt so viel Zeit wie mit ihren E-Mails verbringen. Das wissen jedoch auch die Verbrecher, wie diese Beispiele zeigen: Von 100 Posts im Microblogging-Dienst Twitter ist schätzungsweise einer Spam und/oder bösartig; unter 60 veröffentlichten Nachrichten in Facebook findet sich einmal Spam und/oder ein infektiöses Schadprogramm. Jeden Monat sind rund 22.000 Malware-Dateien im Umlauf, von denen weniger als die Hälfte von Sicherheitsprogrammen entdeckt wird. Gleichzeitig werden soziale Netze immer attraktiver für Cyberkriminelle, etwa jede Sekunde kommt eine Domain dazu, jede Sekunde werden fünf neue Facebook-Accounts eingerichtet, täglich kommen eine Million neuer iPhones und Android-basierte Endgeräte dazu. Allein dieses rasante Wachstum macht soziale Medien zum überaus interessanten Einfallstor für Onlinegangster.
Marktforschern zufolge finden rund 70 Prozent aller Zugriffe auf pornografische Seiten während der normalen Arbeitszeiten statt. Zudem sind 30 bis 40 Prozent sämtlicher Internetaktivitäten am Arbeitsplatz nicht geschäftsbezogen. Genau hier wittern Virenautoren und Datenspione ihre Chance. Deshalb bedeutet das unautorisierte Surfen nicht nur eine eingeschränkte Produktivität, sondern auch eine Gefahr für die Sicherheit des gesamten Netzwerks, mahnt Paul Judge von Barracuda. Unternehmen und Organisationen weltweit hätten zwar erkannt, dass es zwar unerlässlich ist, Regeln für die Nutzung des Internets am Arbeitsplatz zu erstellen. Doch nach Ansicht des Experten bedarf es einer sehr guten technischen Infrastruktur, um das Unternehmen zu schützen. Zudem sollten Unternehmen auf die rechtskonforme Archivierung geschäftlicher Korrespondenz über soziale Plattformen achten.