Effizient, schmalspurig, unsicher

28. Mai 2008, 22:58 Uhr |

Ein effizienteres Bildungssystem will die Wirtschaft, heißt es immer wieder. Konsequent passen sich die modernen "Bachelor-" und "Master"-Studiengänge deshalb dem Prinzip "Ausbildung statt Bildung" an. Studenten können heute immer weniger frei in unterschiedlichen Fächern Kurse oder exotische Seminare belegen. Sie müssen sich an Studienprogramme mit fest vorgegebenen Zielen und Inhalten anpassen und diese möglichst konsequent verfolgen.

Das klingt eigentlich gut, zumindest aus ökonomischer Sicht. Dumm ist nur, dass die Studenten,
die diese Bildungswege durchlaufen, einigen zentralen Anforderungen einer modernen, IT-gestützten
Wirtschaftswelt gar nicht mehr genügen können. An der Universität München etwa forschen und lehren
Dr. Werner Degenhardt, ein Psychologe mit hoch professionellem Consulting-Hintergrund im
Identity-Managementsektor, und ich, ein Germanist, Philosoph und Literaturwissenschaftler mit 15
Jahren IT-Erfahrung als Presales-Berater, Produktmanager und schließlich Journalist, im Bereich der
menschlichen Faktoren der Informationssicherheit und arbeiten dabei mit Studenten aller
Fachrichtungen. In ein paar Jahren, so befürchten wir, werden wir die bunte Mischung aus
Informatikern, Psychologen und Soziologen, die sich jetzt für das Thema begeistert, nicht mehr
zusammenbekommen. Und was ist mit Dozenten wie uns, denen ein böswilliger Kommentator durchaus
Unentschlossenheit und Wankelmut in Karriere und Bildung bescheinigen könnte?

Unsere Studenten befassen sich beispielsweise damit, wie man das auf IT-Sicherheit bezogene
Verhalten von Unternehmensmitarbeitern wirklich nachhaltig ändern kann und wie man
Sicherheitsprodukte so gestaltet, dass sie ein nicht technischer Angestellter überhaupt benutzen
kann (siehe etwa www.lanline.de/kn31417852). Im Storage-Bereich und im Wissensmanagement der
Unternehmen, so zeigt der Schwerpunkt in diesem Heft, findet man auch gerade heraus, dass noch mehr
Effizienz nur durch eine Verbesserung der Benutzerschnittstellen zu den Unternehmensdaten zu
erreichen ist. Da kann man nur hoffen, dass auch in Zukunft genügend Querdenker die Universitäten
verlassen, die so unterschiedliche Fachgebiete wie Psychologie und Informatik miteinander
verknüpfen können.

Dr. Johannes Wiele


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