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Corona-Warn-App

Eine App im Kampf gegen das Virus

Die Corona-Krise hat verdeutlicht, dass Deutschland in Sachen Digitalisierung etwas hinterherhinkt. Jedoch gibt es auch digitale Erfolgsgeschichten, wie die in kürzester Zeit entwickelte Corona-Warn-App der Bundesregierung.

Autor:Autorin: Anne Hardy / Redaktion: Diana Künstler • 7.12.2020 • ca. 4:20 Min

Virus App
Die Corona-Warn-App ist kein Allheilmittel, sondern ein weiteres Werkzeug zur Bekämp­fung der Ausbreitung.
© kat1ka-123rf

Bis Mitte August 2020 wurde die Corona-Warn-App in Deutschland rund 17 Millionen Mal heruntergeladen und bislang wurden etwa 1.600 Infektionen darüber gemeldet und an die Nutzer weitergeleitet. Genauere Angaben zu den infizierten Personen sind aus Datenschutzgründen nicht möglich. Außerdem speichert die App Standorte nur lokal auf den Smartphones der Nutzer, die Betreiber führen keine zentrale Corona-Datenbank. Nur wenn ein Nutzer eine Infektion meldet, werden verschlüsselte Daten an einen zentralen Server geschickt.

Die Einhaltung hoher Anforderungen an den Datenschutz war ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung der App. Zwar gab es im Vorfeld Diskussionen darüber, ob man einen zentralen Ansatz für die Datenspeicherung wählen und die strengen Regeln der DSGVO aufgrund der Dringlichkeit lockern sollte. Diese Überlegungen wurden jedoch zugunsten einer App mit einem hohen Maß an Transparenz und vor dem Hintergrund der Datenschutzrichtlinie verworfen. Im Gegensatz dazu hat sich die französische Regierung für den Ansatz mit zentral auf einem Server gespeicherten Daten entschieden. Hier wurde die Anwendung jedoch nach fast drei Monaten nur 2,3 Millionen Mal heruntergeladen. Hinzu kommt, dass zwischenzeitlich 460.000 Anwender in Frankreich die App wieder von ihren Geräten gelöscht haben. Und bereits im Mai ergab eine Umfrage, dass sich 54 Prozent der Franzosen bei ihrer Corona-Warn-App um die Sicherheit ihrer Daten sorgen.

Nutzerzahlen und Wirksamkeit

Dies zeigt, dass Transparenz im Umgang mit Nutzerdaten bei der Entwicklung einer App ein sehr wichtiger Faktor und entscheidend für ihre Akzeptanz in der Bevölkerung ist. Das Vertrauen in die Anwendung ist die Voraussetzung, um ausreichend Nutzerzahlen zu erreichen, damit die App flächendeckend effektiv ist. Als Wert werden hierhäufig 60 Prozent der Bevölkerung genannt. Diese Zahl beruht auf einer Simulationsstudie von Forschern der Universität Oxford, die mögliche Entwicklungen der Pandemie mithilfe eines mathematischen Modells abgeschätzt haben. Allerdings wurde dieses Modell mit Fallzahlen aus der Anfangsphase des Pandemiegeschehens in China gefüttert und die App als einziges Mittel gegen die Ausbreitung vorgesehen. Dementsprechend schwierig ist es, basierend auf diesem Konstrukt verlässliche Aussagen über die aktuelle Verbreitung des Virus in Deutschland und die Wirksamkeit der Corona-Warn-App zu treffen.

Um herauszufinden, wie viel Prozent der Bevölkerung tatsächlich die App installieren müssten, um die Verbreitung des Virus aufzuhalten, sind neue Berechnungen notwendig. Hier ist neben dem Infektionsgeschehen der letzten Monate auch weitere Faktoren eine Rolle spielen, wie die Regeln zum Abstandhalten und zum Tragen von Gesichtsmasken sowie die sich verändernden Auflagen zum Aufenthalt in Gruppen. Auf dieser Basis wäre die Qualität der hierbei verwendeten Daten wesentlich höher als sie am Anfang des Jahres sein konnten. Dies ermöglicht es Wissenschaftlern wiederum, genauere Aussagen zu treffen, beispielsweise über die Wirksamkeit der Corona-Warn-App. Dabei können sie auch zuverlässige Daten aus anderen Ländern einspeisen, um die Datenqualität noch weiter zu verbessern. So lassen sich weitere Erkenntnisse zur aktuellen Pandemie gewinnen, die auch bei ähnlichen Viren in der Zukunft helfen könnten, um deren Verbreitung besser zu verstehen und Hilfsmittel schneller einzusetzen.