Die meisten großen Unternehmen sind mit der Umsetzung der DSGVO schon sehr weit, oft weil sie sich ohnehin in den letzten Jahren sehr intensiv mit Digitalisierungsprojekten auseinandergesetzt haben. Es gibt aber auch Ausnahmen, etwa das Gesundheitswesen: »Ärzte ignorieren die DSGVO, weil sie sich eingeschränkt fühlen, und in Krankenhäusern regiert der Rotstift, sodass kaum Handlungsmöglichkeiten bestehen«, so die Erfahrungen von Jürgen Kolb, Geschäftsführer des österreichischen Systemhauses Antares-Netlogix. Auch Startups interessierten sich meist nicht für die DSGVO, und ganz besonders schlimm sei es bei Behörden: »Hier sehe ich den größten Aufholbedarf. Ich kann es mir nur so erklären, dass Behörden auf einen vom Staat oder einer übergeordneten Behörde bezahlten Datenschutzbeauftragten warten, der unverhofft zur Tür hereinkommt.«
Auch viele Klein- und Kleinstunternehmen haben die DSGVO nicht auf dem Zettel, weil sie sich nicht betroffen fühlen. Dabei gelten die neuen Vorschriften für ausnahmslos jedes Unternehmen, das mit den Daten von EU-Bürgern zu tun hat – selbst wenn es sich nur um Namen und Mail-Adressen für den Versand eines Newsletters handelt. Jedoch lagern auch bei kleinen Firmen in der Regel viel mehr personenbezogene Daten: nämlich die der eigenen Mitarbeiter. Dazu kommen dann meist noch Kundendaten.
Für Fachhändler und Systemhäuser ist die DSGVO damit eine gute Gelegenheit, sich bei ihren Kunden stärker als Berater und Dienstleister in Stellung zu bringen. Er sehe mittlerweile einen sehr großen Bedarf an einer kompletten Begleitung durch das komplizierte Thema, sagt Grunwitz. »Leider erst jetzt, muss man sagen. Denn wer jetzt erst anfängt, ist eigentlich schon zu spät dran.«