Leider unterschätzen viele Unternehmenslenker die DSGVO oder ignorieren sie bewusst. »Die größte Herausforderung ist die fehlende Awareness bei den Verantwortlichen«, berichtet Systemhauschef Kolb. Von Paranoia bis zu totaler Ignoranz habe er schon alles erlebt. »Viele Unternehmenschefs machen den Fehler, ihre Mitarbeiter nicht für das Thema zu sensibilisieren. Dann liegen Bewerbungsbögen im Kopierer oder sensible Daten werden unnötigerweise durch die Firma, oder schlimmer, sogar über die Grenzen der Firma hinweg gemailt. Auch wenn Mitarbeiter eigenverantwortlich Cloud-Speicherplatz für personenbezogene Daten in Übersee bestellen, ist dies für den Datenschutz relevant.«
Dabei sollten Unternehmen die DSGVO nicht als Gängelung durch die EU begreifen, sondern als Chance. »Es ist ein Wettbewerbsvorteil, bessere Prozesse und Mitarbeiter zu haben, die bewusst mit dem Thema umgehen«, so Kolb. Das muss man seinen Kunden allerdings klar machen, die bei Datenschutz oft zuerst an Rechtsfragen denken und Anwälte konsultieren. Einer Bitkom-Umfrage zufolge hat sich nur knapp jedes zweite deutsche Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern wegen der DSGVO externe Hilfe geholt – mehr als ein Drittel zog einen Anwalt zu Rate. Kolb allerdings meint: »Datenschutz ist aus meiner Sicht viel weniger ein rechtliches als ein organisatorisch-technologisches Thema. Hier sind IT-Spezialisten bessere Ansprechpartner als Anwälte, die Datenschutz schon im Studium belächelten.«