Modern Workplace

„Quantentechnologien per se sind kein Allheilmittel“

13. Juni 2023, 9:17 Uhr | Interview: Sabine Narloch
© Annette Koroll

Aktuell ist im Hinblick auf Quantencomputing einiges im Gange. Doch wie können Unternehmen diese Technologie für sich nutzbar machen? Und wie wird sie das Arbeiten in IT- und Fachabteilung verändern? Im Gespräch mit connect professional gibt Christian Nietner von NTT Data Antworten.

connect professional: Quantencomputing ist aktuell ein großes Forschungsfeld, doch mittlerweile wird von immer mehr Anwendungsfällen berichtet. Gibt es dabei Branchen, die besonders offen für diese Technologie sind?
Christian Nietner: Quantencomputing lässt sich in sehr vielen Branchen anwenden. Insbesondere, wenn es darum geht, Optimierungsprobleme zu lösen oder Moleküle und Werkstoffe auf atomarer Ebene zu simulieren und zu verstehen. Ein Quantencomputer ist da natürlich die beste Plattform, um solche natürlichen Quantensysteme zu simulieren. Großes Interesse und Aktivität in diese Richtung bei Unternehmen sehen wir unter anderem im Bereich Materialwissenschaften, Pharma, Chemie, aber auch im Finanzwesen. Ein weiterer Bereich wäre beispielsweise die Logistik, Stichwort Lieferketten-Management.

connect professional: Was sind das für Probleme, die Unternehmen mit Quantentechnologien lösen können?
Nietner: Vorweg gesagt: Quantentechnologien per se sind kein Allheilmittel. Es hilft nicht bei allem, sondern es ist eine spezielle Technologie für spezielle Probleme. Und diese Problemfelder, die auch Unternehmen im Blick haben, lassen sich grob in vier Bereiche einteilen. Der erste ist, wie gesagt, Quantensysteme zu simulieren. Ein anderes großes Anwendungsfeld ist im Bereich der Optimierung zu sehen.

Optimierungsprobleme gibt es letztlich überall, weswegen man ganz gut sehen kann, dass die Technologie über verschiedenste Industrien hinweg anwendbar ist. Als drittes haben wir den Bereich Machine Learning. Dort wird erwartet, dass sich durch den Einsatz von Quantentechnologien Verbesserungen erzielen lassen, insbesondere was die Güte von solchen Modellen angeht, aber auch die schnellere oder effizientere Berechnung. Als vierter Bereich wäre da noch die Simulation im Sinne von Szenario-Simulation oder Risikomanagement. Hier will man bestimmte Szenarien anhand von Statistiken simulieren, was normalerweise sehr rechenintensiv ist. Ein Beispiel wäre die Klima- und Wetter-Simulation.

connect professional: Herrscht denn in den Unternehmen bereits ein Bewusstsein dafür, bei welchen Themen man noch mit einer herkömmlichen IT-Struktur zu Rande kommt und wo es Quantentechnologien sein sollten?
Nietner: Grundsätzlich ist das aktuell noch ein Lernprozess. Wenn ein Unternehmen ein Thema hat, das es lösen möchte, wird es teilweise auch so gehandhabt, dass man versucht, diese Probleme einfacher zu machen; dann bekommt man das Ganze noch mit der aktuellen Rechenpower berechnet. Aber man ist sich bewusst, dass das ein Kompromiss ist, mit dem man sich behilft. Wenn Unternehmen an diesem Punkt sind, sind sie sich in der Regel auch bewusst darüber, dass Quantentechnologien relevant und interessant sein könnten.

connect professional: Wie identifizieren nun Unternehmen Themen und Probleme, für die Quantentechnologien die Lösung sein können?
Nietner: Wir müssen schon sehr genau hinsehen und recht weit in ein Unternehmen und in mögliche Anwendungsbereiche hineinzoomen. Wenn man dann mit den IT-Abteilungen in den Unternehmen spricht, haben die oftmals das Thema Optimierung bereits auf dem Schirm. Aber eben in der beschriebenen Form, dass sie versuchen, die komplexen Probleme zu vereinfachen. Sie erkennen dann schnell, dass ihnen der Einsatz von  Quantentechnologien helfen kann. So nähern wir uns in der Diskussion mit unseren Kunden diesen Anwendungsbereichen an. Aber grundsätzlich gilt bei der Quantentechnologie eben auch: Es ist noch viel unbekannt. Das gilt für die Anwendungsfälle, aber auch für die richtigen Algorithmen, die man braucht, um die Mehrwerte dieser Technologie zu heben.

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