Vertrauen in Social Networking-Websites praktisch nicht vorhanden
Europäer wollen umfassender über die Nutzung ihrer personenbezogenen Daten durch Unternehmen
informiert werden. Nur 15 Prozent der Europäer fühlen sich gut oder sehr gut darüber informiert,
wie ihre personenbezogenen Daten durch Unternehmen oder Behörden verwendet und verarbeitet werden.
In Deutschland sind dies sogar nur zwölf Prozent. Dies sind die Ergebnisse einer Straßenumfrage,
die in [1] sieben europäischen Ländern anlässlich des 4. Europäischen Datenschutztags [2]
durchgeführt wurde. Auftraggeber der Umfrage war Safenet, ein Lösungsanbieter für
Unternehmenssicherheit und Software-Rechte-Management.
Mehr als die Hälfte aller Befragten beklagte einen Mangel an Informationen in Bezug auf die
Verwendung von personenbezogenen Daten. Gleichzeitig gaben weniger als zehn Prozent an, stets zu
überprüfen, wie der Schutz der personenbezogenen Daten erfolgt. Deutschland ist eine positive
Ausnahme, denn hier prüfen 26 Prozent aller Befragten vor der Weitergabe ihrer Daten immer zunächst
deren Verwendung. Weitere 26 Prozent gaben an, dies zumindest häufig zu tun. In anderen
europäischen Ländern wird weniger kontrolliert: Mehr als zwei Drittel aller Europäer lesen sich
eigenen Angaben zufolge selten oder nie die Datenschutzrichtlinien durch, bevor sie vertrauliche
Informationen weitergeben. In den Niederlanden gaben 59 Prozent an, Datenschutzrichtlinien niemals
zu lesen. Dies deckt sich mit dem Ergebnis, dass sich 34 Prozent der in den Niederlanden befragten
Personen ausreichend informiert fühlen.
Auf die Frage, wie viel Vertrauen sie in sechs verschiedene Unternehmensarten in Bezug auf den
Schutz personenbezogener Daten hätten, gaben die Europäer ein einheitliches Bild ab, denn Social
Networking Websites wurden durchweg negativ bewertet. Auf einer Skala von 1 (vollstes Vertrauen)
bis 5 (überhaupt kein Vertrauen) schnitten Social-Networking-Web-Seiten mit durchschnittlich 4,09
Punkten am schlechtesten ab, gefolgt von Telekommunikationsanbietern mit 3,50 Punkten und
E-Commerce-Unternehmen mit 3,26 Punkten. Interessanterweise erhielten Ärzte/Krankenhäuser hier mit
1,94 Punkten die beste Bewertung, gefolgt von Banken mit 2,02 Punkten und Behörden mit 2,30
Punkten. Während die Ergebnisse für andere Unternehmen von Land zu Land variierten, erhielten
soziale Netzwerke in allen Ländern die schlechtesten Bewertungen. Noch negativer als in den anderen
Ländern fiel die Bewertung für die sozialen Netzwerke in Deutschland aus – mit einem Schnitt von
4,54 Punkten bleibt wenig Spielraum nach unten. Die Datenskandale der vergangenen Monate dürften
wesentlich zu dieser schlechten Beurteilung beigetragen haben.
Obwohl Banken in allen Ländern zu den vertrauenswürdigsten Unternehmen zählten, sahen viele der
Befragten (36 Prozent) durchaus dringenden Nachbesserungsbedarf beim Schutz von personenbezogenen
Daten und Kontodaten im Bankwesen. In Schweden und Italien forderte etwa jede zweite befragte
Person einen besseren Datenschutz durch die Banken, während diese Forderung in Frankreich nur von
22 Prozent der Befragten geäußert wurde. Dabei ist der Wunsch nach besserem Datenschutz scheinbar
nicht auf mangelnde Informationen zurückzuführen. Denn drei von vier Befragten wussten zumindest im
Wesentlichen darüber Bescheid, auf welche Sicherheitsmaßnahmen die eigene Bank zum Schutz von
Kundendaten setzt. Insbesondere in Deutschland kennen sich die Kunden vergleichsweise sehr gut mit
den Sicherheitsmaßnahmen ihrer Banken zum Schutz von personenbezogenen Daten aus. So konnten 70
Prozent der Befragten einige dieser Maßnahmen aufzählen, während in Frankreich nur 14 Prozent dazu
in der Lage waren.
"Diese Straßenumfrage zeigt, dass es bei den Bürgern offensichtlich eine große Unsicherheit in
Bezug auf den Datenschutz gibt. Die Menschen möchten sich einerseits nicht durch komplizierte
Datenschutzrichtlinien kämpfen, andererseits sind sie sehr daran interessiert, dass ihre
personenbezogenen Daten gut geschützt sind", sagt Ansgar Dodt, Director Sales EMEA bei Safenet. "Es
überrascht nicht, dass das Vertrauen gerade bei den Unternehmen sehr gering ist, die in der
Vergangenheit Sicherheitslücken zugeben mussten und große Mengen an Kundendaten verloren haben. Für
diese Unternehmen sollte die Sicherung von Kundendaten höchste Priorität haben, denn das Vertrauen
der Kunden kann nur dann wieder hergestellt werden, wenn die Serie schlechter Nachrichten über
Sicherheitslücken aufhört."
Würde ein Unternehmen ihre persönlichen Daten verlieren, würde mehr als die Hälfte der Befragten
nach eigenen Angaben sofort die Geschäftsbeziehungen mit diesem Unternehmen abbrechen, in
Großbritannien sogar 70 Prozent. Weitere 30 Prozent würden die Polizei, eine
Verbraucherschutzorganisation oder beides einschalten, und 14 Prozent würden sogar rechtliche
Schritte einleiten. In Deutschland würde sich rund ein Drittel der Befragten an eine
Verbraucherschutzorganisation wenden, etwa doppelt so viele wie im europäischen Durchschnitt.
LANline/jos