Die IT-Security-Firma Netwitness hat eine breit angelegte Attacke von Cyberkriminellen auf Rechner in amerikanischen und europäischen Firmen und Behörden entdeckt. Zu den Opfern gehören Firmen wie der Pharmaziekonzern Merck. Die Angriffe wurden von Deutschland aus koordiniert.
Die Angriffe von Hackern in Europa und China begannen nach Angaben der amerikanischen IT-Security-Firma Netwitness bereits im Jahr 2008. Als Werkzeug diente eine Spielart des Bot-Netzes »Zeus«.
Zudem arbeiteten die Hintermänner mit den Betreibern des Bot-Net »Waledac« zusammen. Dies belegt, wie Netwitness in einem White-Paper zu dem Vorfall schreibt, dass Cyberkriminelle aus unterschiedlichen Regionen zusammenarbeiten, um an verwertbare Informationen zu kommen.
Den Angreifern gelang es, 74.000 fremde Rechner unter ihre Kontrolle zu bringen und Informationen zu stehlen. Insgesamt »saugten« die Kriminellen mehr als 75 Gigabyte Daten von den gehackten Systemen ab.
Laut Netwitness infiltrierten die Hacker mindestens zehn US-Behörden und mehr als 2400 Firmen. Die Sicherheitsfirma hat die Betroffenen von den Attacken informiert.
Zwei von ihnen haben bereits Gegenmaßnahmen eingerichtet und haben dies publik gemacht. Es handelt sich um Merck, einen der größten Pharmakonzerne der Welt, und Cardinal Health, einen Anbieter von Produkten und Dienstleistungen im Gesundheitssektor.
Ebenfalls betroffen sind Firmen aus den Bereichen Finanzen, Online-Handel, High-Tech und Energieversorgung. Das Wall Street Journal nennt unter anderem auch den Medienkonzern Paramount Pictures. Teils ging es den Cyberkriminellen und unmittelbar verwertbare Daten, etwa Kreditkarteninformationen, teils um firmeninterne Unterlagen.
In einem Fall wurden Daten über Finanztransaktionen von Kunden von einem Firmenserver gestohlen, in einem anderen erbeuteten die Angreifer Listen mit Passwörtern und Account-Daten. Diese wiederum verwendeten sie dazu, um Informationen wie Vertragsunterlagen, Details zu geplanten Marketing-Kampagnen und künftigen Versionen einer Software abzugreifen, die das betreffende Unternehmen entwickelt.
Die Angreifer »besuchten« zudem etliche der gehackten Rechner mehrfach, um neu hinzu gekommene Daten zu entwenden.