Eine für die US-Bundespolizei FBI erstellte Überwachungssoftware kommt im Herbst als zivile Anwendung auf den Markt. Die von Reality Mobile entwickelte Software macht aus jedem Mobiltelefon und ähnlichen mobilen Kamerageräten eine Webcam.
Die Software heißt Reality Vision und wurde ursprünglich für FBI-Agenten entwickelt, um diese bei der Überwachung von großen Sportveranstaltungen zu unterstützen. Die zivile Fassung unterscheidet sich von der FBI-Version hauptsächlich dadurch , dass sie äußerst variabel an Kundenwünsche anpassbar ist. Beispielsweise lassen sich nicht nur Handys, sondern auch PDAs und jedes andere bewegliche Kameragerät als mobile Webcam einsetzen. Reality Vision läuft unter jedem Palm-OS- oder Windows-basierten Mobilgerät und ist in nahezu allen kommerziell zugänglichen Netzen wie dem europäischen GSM/GPRS oder dem amerikanischen EVDO nutzbar. Auch private Netze sind möglich.
Die Lösung ermöglicht es, Live-Videos zu empfangen und diese sofort mit anderen auszutauschen. Neben dem Videosignal senden die Geräte auch ihre GPS-Koordinaten und erlauben somit die Lokalisierung der Videoherkunft. Außerdem können Nachrichten, Fotos, Satellitenkarten und andere Nachrichten verschickt werden. Durch die ferngesteuerte Systemkontrolle kann ein Anwender außerdem die Live-Übertragung oder das Betrachten des Live-Streams aus der Ferne starten, ohne dass eine Person vor Ort ist.
Die Software hat folglich ein breites Anwendungsfeld. So können Unternehmen via ihrer Mitarbeiter und deren Handys auch auf weit entfernte oder verborgene Aktivitäten ein Auge werfen. Die Geräte können an Seile in Schächte und Bohrungen hinunter gelassen, an Kranspitzen montiert sowie an andere gefährliche oder schwer zugängliche Plätze manövriert werden.
Offiziellen Angaben zufolge sollen Unternehmen die Software hauptsächlich für die Inspektion von Pipelines, Hochspannungsanlagen oder der Kanalisation benutzen. Doch die Grauzone der Anwendungsmöglichkeiten wird schon jetzt deutlich. "Für das Handy ist es nur ein ganz normaler Videoclip. Aber in Wirklichkeit stehlen wir Informationen", bestätigt auch Reality-Vision-CEO Dave Rensin.
Die Liste weiterer Anwendungsmöglichkeiten ist lang. Rensin steht mit Fahrzeugherstellern in Verhandlungen. So ließen sich damit die neuen Car-to-Car-Anwendungen auf die Telefone der Fahrer ausweiten, sodass Staumeldungen von Fahrer zu Fahrer übertragbar sind, auch wenn die Staus noch viele Kilometer weit vor dem Fahrer liegen. Zudem will ein Fernglashersteller seine Ferngläser mit dieser Software auszustatten. Verschiedene Unternehmen aus der Unterhaltungsindustrie haben ebenfalls bereits Interesse angemeldet, um damit eine Community Site mit Live-Videos ins Leben zu rufen.
Katharina Guderian/wg