Auch über einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti bedürfen die Opfer dieser Naturkatastrophe internationaler Hilfe, und die Spendenaufrufe der Hilfsorganisationen haben nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Dies hat nun auch dazu geführt, dass die so genannte Nigeria Connection versucht, mithilfe vorgetäuschter Notrufe Geld zu erschleichen. Der Sicherheitsspezialist Retarus rät angesichts dieser neuen Betrugsvariante zu erhöhter Vorsicht.
Die Nigeria Connection unterscheidet sich von anderen Betrugsversuchen per Internet und E-Mail
dadurch, dass hinter ihr nicht nur ein anonymer Server in einem exotischen Land steckt, sondern
oftmals reale Personen, die Treffen zur Geldübergabe arrangieren und dabei auch vor Gewaltanwendung
nicht zurückschrecken. Seit einigen Tagen nutzt die Nigeria Connection das Erdbeben auf Haiti, um
Opfer anzulocken.
Die Geschichte ist weder neu noch glaubwürdig: Ein Opfer des Erdbebens auf Haiti bittet den ihm
unbekannten Empfänger per E-Mail um Hilfe: Mit knapper Not habe er das Erdbeben überlebt und seinen
Weg in ein Flüchtlingslager der Dominikanischen Republik gefunden. Dort habe er erfahren, dass er
als einziger Überlebender seiner Familie Anspruch auf eine Lebensversicherung in Höhe von 500.000
US-Dollar habe, die jedoch bei einer Bank in England lägen. Um an das Geld zu kommen, benötigt er
Hilfe und verspricht – wen wundert?s? – dem Helfer reichen Lohn.
Auch der Fortgang der Geschichte ist nicht sonderlich neu: Wer auf die Mail antwortet, erfährt
umgehend, dass zur Beschaffung der Versicherungssumme zunächst gewisse, zunächst kleinere,
Zahlungen erforderlich sind. Je nach Arglosigkeit des Opfers werden bald weitere Zahlungen nötig –
und so fort. Bis das Opfer sich irgendwann eingestehen muss, einem Betrug aufgesessen zu sein.
"Bettelbriefe dieser Art geistern seit Jahren durch die E-Mail-Systeme", erläutert
Retarus-Gründer und Geschäftsführer Martin Hager. "Allerdings ging es in diesen Mails bisher meist
um Gelder, die auf den Konten irgendwelcher Diktatorenwitwen liegen und an die man nur herankommt,
wenn man gehörig Bestechungsgelder locker macht. Nun müssen wir feststellen, dass die Nigeria
Connection, wenn auch spät, versucht, das Leid der haitianischen Erdbebenopfer für ihre plumpen
Betrugsversuche auszunutzen."
Wer eine Mail der Nigeria Connection erhält, sollte diese auf keinen Fall beantworten: Schon
hier besteht die Gefahr, dass die Betrüger Internet-Adressen, Kontakt- oder gar Kontendaten für
kriminelle Zwecke nutzen. Keinesfalls sollte man in persönlichen Kontakt mit den Absendern dieser
Botschaften treten und stattdessen die Mail umgehend löschen.
LANline/jos