Nicht nur in China wird »Made in Germany« gerne kopiert

Plagiate setzen deutschen Firmen schwer zu

25. April 2018, 7:42 Uhr | Lars Bube
© Gerhard Seybert - Fotolia

Der Handel mit gefälschten Produkten und der dadurch entstehende Schaden für deutsche Firmen nehmen immer mehr zu. Trotz der Hochburgen in Asien sitzen die Plagiatoren – gerade im Hightech-Umfeld – oft auch quasi in der Nachbarschaft.

Deutschen Firmen machen keineswegs nur Produktfälschungen aus China, sondern auch von einheimischen Wettbewerbern zu schaffen. Jeder fünfte deutsche Maschinenbauer, der im vergangenen Jahr Plagiate eines seiner Produkte auf dem Markt entdeckte, fand eine Fälschung aus Deutschland, wie eine am Dienstag auf der Hannover Messe vorgestellte Studie des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ergab. Weltweit bedeuten die Fälschungen für die betroffenen Firmen Milliardenschäden.

»Diese Fälscher stehlen zum Beispiel komplexe technische Kniffe, die man den Maschinen von außen gar nicht ansieht«, sagte VDMA-Sprecher Holger Paul zu den Plagiaten aus Deutschland. Diese Kniffe hätten die Fälscher unter anderem deshalb gekannt, weil Angestellte die Firmen wechselten. Viele sähen sich aber nicht als Fälscher, sondern einfach als Weiterentwickler, sagte der Technologieprofessor Michael Stephan von der Philipps-Universität Marburg.

»Die größte Gefahr für die Industrie sind Fälscher, die langfristig selbst mit eigenen Produktentwicklungen den globalen Wettbewerb bestreiten wollen«, sagte Stephan. Diese Firmen erfänden auch eigene nicht-gefälschte Produkte, lernten durch das Fälschen und könnten sich so am Markt etablieren. Die rechtliche Grauzone zwischen Ideenklau und genauem Nachbau sei groß. VDMA-Geschäftsführer Rainer Glatz sagte: »Generell lohnt es sich zu plagiieren, die Gewinnmargen sind riesig und die Strafen gering.«

Die meisten Fälscher, die deutsche Produkte, Teile davon oder Techniken nachbauen, kommen laut der VDMA-Studie wie in den Vorjahren aus China. Viele Maschinenbauer fänden etwa Plagiate ihrer Produkte auf der chinesischen Online-Plattform Alibaba. Manche dieser Erzeugnissee sähen zwar fast so aus wie die Originale, bestünden aber aus billigen Materialien, die schnell kaputt gingen, sagte der Jurist Peter Gretenkord vom Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie. Darunter leide dann die echte Marke. Auch gefährdeten etwa gefälschte Autoteile oder Medikamente Menschenleben.


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