Viele Plagiate fallen den Firmen nach Stephans Angaben nie auf, auch der Zoll finde weniger als ein Prozent aller Fälschungen. Experten schätzen, dass Fälschungen etwa 5 Prozent des weltweiten Handels ausmachen. Dies würde einem Umsatz von 800 Milliarden Euro entsprechen - 65 Milliarden Euro in Deutschland. Die Maschinenbauer hätten im vergangenen Jahr einen Schaden von rund 7,3 Milliarden Euro erlitten, schätzt der VDMA. Und laut Gretenkord wächst der Handel mit gefälschten Produkten.
»Hacker greifen besonders viele deutsche Mittelständler an«, sagte der IT-Experte Udo Schneider vom Internetsicherheitsanbieter Trend Micro. »Sie haben tolle Innovation und gleichzeitig schlechte IT-Sicherheit.« Gerade kleine und mittlere Unternehmen der Maschinenbaubranche gaben in der VDMA-Umfrage an, dass sie überproportional unter den Fälschungen litten. Allerdings wehren sie sich meist nicht. »Für viele ist es zu kostenintensiv, vor Gericht durchzusetzen, dass es sich um ihre Technik handelt«, sagte VDMA-Geschäftsführer Glatz.
Continental-Vorstand Hans-Jürgen Duensing betonte, der Reifenhersteller und Autozulieferer wende enorme Kraft auf, um sich vor Angriffen zu schützen - eine 100-Prozent-Garantie gebe es aber nicht. Es sei ein Wettlauf zwischen Angreifern und Verteidigern. Deutschlands Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär (CSU), kündigte ein Gütesiegel für vertrauenswürdige IT an. Zudem soll das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik mehr Beratungen anbieten.
Wer aber im Urlaub gefälschte Markenklamotten oder -taschen kaufe, helfe den oft teuren Originalmarken, sagte Experte Stephan. »Für Firmen wie Luis Vitton ist das Werbung - und Leute, die sich eine gefälschte Tasche kaufen, könnten sich sowieso keine echte leisten.«