Im Test: Faronics Deep Freeze 6

Rechner ohne Änderungen

4. August 2008, 22:00 Uhr | Thomas Joos/dp

Viele Anwender, Softwaretester und Systemverwalter kennen das Problem: Ein Computer oder Server funktioniert einwandfrei, aber nach der Installation einer neuen Software oder eines Patches stürzt das Betriebssystem ab oder arbeitet nicht mehr richtig. Nach Murphys Gesetz besteht dann auch keine Möglichkeit mehr, das installierte Programm spurlos vom Computer zu entfernen.

Das Tool Deep Freeze 6 von Faronics setzt einen Computer wieder auf einen stabilen Zustand zurück, wenn er nach der Installation von Software nicht mehr funktioniert. Neben einzelnen Computern kann das Programm auch ganze Netzwerke schützen. Es steht sowohl für Computer mit Windows 95/98/ME/2000/XP und Vista, als auch für Server mit Windows 2000/2003 Server zur Verfügung. Windows Server 2008 wird aktuell noch nicht unterstützt. Für Mac OS X sowie Linux gibt es ebenfalls Varianten. Zudem ist Deep Freeze als Standard- und Enterprise-Edition erhältlich. Letztere funktioniert ähnlich wie die Standardedition, kann aber mehrere Computer gleichzeitig über das Netzwerk schützen. Außerdem liefert der Hersteller bei der Enterprise-Edition eine umfassende Konfigurationsoberfläche mit, die bei der Standardedition fast gänzlich fehlt.

Nach der Installation und Aktivierung sichert das Programm sofort automatisch den Zustand des aktuellen Computers ab. Das heißt, es speichert die Daten auf der Festplatte, der Registry sowie die Netzwerkkonfiguration und alle Einstellungen. Beim Starten des Computers setzt das Tool automatisch alle Einstellungen wieder zurück und stellt gelöschte Dateien und Registry-Einträge wieder her. Unabhängig von den Änderungen am Zustand des Betriebssystems ist der Computer nach dem Neustart identisch konfiguriert wie zum Zeitpunkt der Sicherung. Durch diese Funktion ergeben sich sowohl für Anwender als auch für Systemverwalter einige Vorteile. Sie können beliebige Änderungen am Computer vornehmen, ohne die Benutzerrechte zur beschränken. Beim nächsten Start des Computers sind all diese Änderungen wieder zurückgesetzt, und der Computer bleibt in einem stabilen Zustand. Damit sind auch ungewollt eingefangene Viren, Spyware und Adware spurlos gelöscht.

Bei notwendigen Installationen von Anwendungen, Patches oder Änderungen, die nach Neustarts erhalten bleiben sollen, kann der Systemverwalter das Tool so konfigurieren, dass es Änderungen akzeptiert und speichert. Hierzu benutzt er die Konfigurationsoberfläche der Enterprise-Edition, die skriptbasiert über die Befehlszeile arbeitet. Damit das Tool Änderungen auf einem Computer akzeptiert, hat der Systemverwalter die Möglichkeit, Kennwörter mit speziellen Ablaufzeiten zu vergeben. Nach Eingabe des Kennworts lässt Deep Freeze für diesen Zeitraum Änderungen am System zu und speichert diese als neuen Status ab.

Im LANline-Test führt die Anwendung bei der Installation der Standardedition gleich eine erste Sicherung durch. Leider erhalten Anwender weder Hinweise, noch blendet das Tool einen Assistenten ein, der bei der Einrichtung hilft. So waren wir im Test zunächst ratlos. Denn, das Tool lässt sich nur auf sehr spezielle Weise über ein Icon in der Task-Leiste starten. Klickt der Anwender nämlich auf das Deep Freeze-Icon, passiert zunächst überhaupt nichts. Erst beim gleichzeitigen Klicken mit der Shift-Taste auf der Tastatur und einem Doppelklick auf das Icon öffnet sich das sehr karge Konfigurationsmenü. Im Test holten wir uns diese Informationen aus dem Internet, da keine entsprechenden Hinweise mitgeliefert wurden. Wer das Programm wieder deinstallieren will, erhält die Meldung, dass es erst deaktiviert werden muss. Nur, wie man diese Deaktivierung durchführt, erklärt das Tool ebenfalls nicht. Auch Hilfsdateien suchten wir vergeblich. Aus diesen Gründen ist die Anwendung für ungeübte Anwender sicher nicht geeignet, da die Benutzerfreundlichkeit sehr zu wünschen übrig lässt.

Um die Anwendung zu deinstallieren müssen Anwender über das Konfigurationsmenü einstellen, dass der Computer beim nächsten Mal im aufgetauten Zustand starten soll. Generell lässt sich festhalten, dass die Bedienungsoberfläche der Standardedition unzureichend erklärt ist. Daher ist diese Version nur für Anwender interessant, die gerne experimentieren und keine Hilfestellung eines Programms erwarten. Nach etwas Einarbeitungszeit können diese zum Beispiel bei Testlläufen sicherstellen, dass der Computer noch einwandfrei funktioniert. Schade ist, dass Deep Freeze immer nur einen Zustand des Computers sichert. Es besteht keine Möglichkeit verschiedene Snapshots zu erstellen, ähnlich zu den Systemwiederherstellungspunkten.

Auch bei der Enterprise-Edition läuft die Installation und Einrichtung nicht gerade übersichtlich ab. Nach der Installation erscheint ein Fenster, das einen Master-Schlüssel verlangt. Hierbei handelt es sich allerdings um kein Kennwort. Die Zeichenfolge dient der Verschlüsselung der Konsolendaten, der Installationsdateien für die Arbeitsstationen und für die Befehlszeilen-Tools des Programms. Danach schließt der Installationsassistent seine Arbeit ab, und der Systemverwalter wartet ratlos ab, ob noch etwas passiert. Da keine weiteren Fenster zur Erklärung erscheinen, zeigte sich im Test, dass der Administrator sich am besten über die Programmgruppe "Faronics2" die Verwaltungsprogramme aufruft. Weder die Programmgruppe noch das Installationsverzeichnis lässt sich während des Setups auswählen. Im Gegensatz zur Standardedition stellt die Enterprise-Edition aber ein umfangreiches Verwaltungsprogramm zur Verfügung. Mit diesem lassen sich mehrere Computer gleichzeitig konfigurieren. Außerdem hinterlegen Systemverwalter an dieser Stelle Wartungsfenster, in denen die Anwendung Änderungen akzeptiert, zum Beispiel zur Installation von Patches. Im Lieferumfang ist ein englischsprachiges PDF-Dokument enthalten, ohne das die Einrichtung des Tools nahezu unmöglich ist. Die Übersichtlichkeit der Oberfläche lässt zu wünschen übrig. Es gibt einige Registerkarten, zahlreiche Optionen und viele Einstellungsmöglichkeiten. Nur, was viele Einstellungen genauer bedeuten und was deren Auswirkungen sind, erschließt sich zunächst kaum. Das Handbuch erklärt zwar mit 60 Seiten auch nicht alle Einstellungen bis ins Detail, bietet dafür aber einen ersten Einstieg an. Die Enterprise-Edition unterstützt die Anbindung an einen Microsoft WSUS-Server (Windows Server Update Services), sodass die Computer Patches akzeptieren und zu gewissen Zeiten installieren können, ohne dass Deep Freeze die Änderungen verwirft. Einstellungen lassen sich in einer Datei speichern, die das Tool verschlüsselt. Zusätzlich kann der Administrator Batch-Dateien hinterlegen, die das Programm zu bestimmten Zeiten ausführt, um Wartungsmaßnahmen vorzunehmen. Im Verwaltungsprogramm ist es möglich, die eingefrorenen Laufwerke zu konfigurieren. Dadurch lassen sich zum Beispiel manche Laufwerke auf den einzelnen Computer normal betreiben, während Deep Freeze andere Partitionen schützt.

Bei der Ausführung von Batch-Dateien, besteht auch die Möglichkeit, ein Benutzerkonto mit mehr Rechten zu hinterlegen. Schlecht dabei ist, dass das Kennwort dieses Benutzers in Klartext in der Verwaltungsoberfläche steht. Zudem startet das Administrationsprogramm von Deep Freeze gänzlich ohne Kennwortabfrage. Allerdings speichert das Tool diese Daten verschlüsselt, sodass sich die Konfigurationsdaten nicht auslesen lassen.

Deep Freeze ist ein interessantes Programm für Rechner in Internetcafés, Schulen oder an Arbeitsplätzen, an denen keine Änderungen vorgenommen werden sollen. Das Speichern des Systemzustands funktioniert zuverlässig, und wer sich erst etwas mit dem Tool auseinandergesetzt hat, findet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten ganz nützlich, um Deep Freeze an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Da das Tool Batch-Dateien unterstützt, besteht auch über Skripte die Möglichkeit, die Computer zu warten. Allerdings verkompliziert das Tool auch gehörig den Ablauf der Rechnerverwaltung, da es Änderungen auf den PCs verwirft. Daher müssen Administratoren Zeit mitbringen, das Programm zu verstehen und die Optionen so einzustellen, dass notwendige Änderungen gespeichert und unnötige Daten gelöscht werden. Unternehmen, die ein Active Directory betreiben, haben mit den Gruppenrichtlinien übersichtlichere Möglichkeiten, Computer vor Änderungen zu schützen. Auch die lokalen Richtlinien bieten hierzu viele Möglichkeiten. Mit dem kostenlosen Windows XP Steadystate von Microsoft kann der Anwender mit deutlich mehr Komfort Windows-XP-Arbeitsstationen vor Änderungen schützen. Die Preise für Deep Freeze bewegen sich zwischen knapp 40 Euro für die Standardedition mit einem Jahr Wartung bis hin zu 600 Euro für die Enterprise-Edition. Grundsätzlich ist Deep Freeze nur für sehr sicherheitsorientierte Bereiche empfehlenswert.

Info: Brainworks Tel.: 089/3267640 Web: www.brainworks.de


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