Die weitaus größte Quelle für Kreditkartendiebe ist nicht das Internet, sondern es sind die Karten selbst, die von ihren Besitzern leichtfertig ausgehändigt werden. Deshalb fordern die großen Kreditkartengesellschaften von den Restaurants, ihre Technik zu modernisieren, damit diese Missbrauchsquelle versiegt.
In den USA gehen 70 Prozent aller Kreditkartendiebstähle darauf zurück, dass der Magnetstreifen der Karte in einem Restaurant vom Gast unbemerkt kopiert wurde. Dabei nutzen kriminelle Angestelle einen Minileser, durch den sie die Karte auf dem Weg zur oder von der Kasse hindurchziehen. Zu Hause liefern sie die Daten vom Lesegerät per E-Mail an einen Kreditkarten-Broker, der dafür an den Mitarbeiter einen Pauschalbetrag pro Karte zahlt. Vor allem Restaurants in den Touristenzentren oder mit sehr viel Laufkundschaft sind bei den Kreditkartengesellschaften für solche betrügerischen Machenschaften bekannt. In New York wurde jüngst ein Ring solcher Betrüger aufgedeckt, der die Kreditkartendaten aus 40 Restaurants gesammelt und drei Millionen Dollar von ihnen abgebucht hatte.
Die sicherste Lösung gegen diese Art des Daten- und Gelddiebstahls sehen die Kreditkartengesellschaften vor allem im Einsatz neuer Techniken. So erlauben moderne WLAN-Handhelds das Bezahlen per Kreditkarte direkt am Tisch. Dabei wird die Karte durch das Gerät gezogen, und der Gast unterschreibt mit einem Stylus auf einem Bildschirm, ohne dass er die Karte aus der Hand geben muss. Die Übertragung der Daten erfolgt verschlüsselt, sodass auch ein elektronisches Ausspionieren nur sehr schwer möglich ist.
Die Kreditkartengesellschaften und die Systemanbieter wissen jedoch um die geringe Bereitschaft der Restaurants, in Technik zu investieren, zumal die Geräte zwischen 750 und 1000 Dollar kosten. Deshalb locken sie die Wirte mit umfangreichen Zusatz-Features: Beispielsweise sind diese Handhelds nicht nur ein einfache Bezahl-Terminals, sondern erlauben dem Gast zudem, Trinkgeld zu addieren oder die Rechnung auf mehrere Personen aufzuteilen. Visa USA hat sogar ein Prämiensystem eingeführt, bei dem es Restaurants für die schnelle und umfassende Einführung dieser Technik belohnt. 20 Millionen Dollar hat Visa hierfür bereitgestellt – und das, obwohl diese Terminals auch deren Gebühren schmälern können, denn ein weiterer Vorteil dieser Terminals ist der, dass der Kellner den Gast ermutigen kann, statt mit der Kredit- lieber mit der Scheckkarte zu bezahlen. Denn in diesem Fall kann der Gast direkt am Gerät seine PIN-Nummer eingeben und die Transaktion damit eindeutig autorisieren. Für das Resaturant fallen damit die hohen Kreditkartengebühren weg.
Leider ist die Akzeptanz selbst im Kreditkarten-Wunderland USA noch sehr gering. So berichtet der führende Geräteanbieter Verifone, dass er in den USA insgesamt erst 30 Restaurants damit ausgestattet hat – die meisten davon in und um Atlanta. Sicherheitsexperten führen diese regionale Konzentration darauf zurück, dass dort viele IT-Sicherheitsfirmen ihren Sitz haben und deren Personal sensibler im Umgang mit den Kreditkarten ist. "Viele Restaurants in Georgia wurden von ihren Kunden nach einer solchen Lösung gefragt und haben sich dann an uns gewandt," bestätigt Paul Rasori, Marketing-Chef bei Verifone.
Doch außerhalb des Bundesstaates Georgia und vor allem in den gehobeneren Restaurants herrscht weiterhin die Meinung, dass es die Atmosphäre störe, wenn am Ende eines angenehmen Dinners ein kleines Computerterminal zwischen dem Oberkellner und dem zahlenden Gast steht. So beschränkt sich die Nutzung der neuen Geräte bislang überwiegend auf die Restaurants der unteren und mittleren Klasse.
Harald Weiss/wg