Die CRN-Kopfnuss arbeitet den Hacker-Angriff auf den Bundestag auf. Sie forscht nach Ursachen und macht Vorschläge für eine deutlich sicherere Infrastruktur.
Der Deutsche Bundestag ist ins Visier dunkler Mächte geraten. Sie operieren im Hintergrund und wollen unerkannt bleiben. Ihr Ziel ist die Beschaffung von Informationen und die Beeinflussung der Politik. Genannt wird das ganze Lobbyarbeit und ist gesellschaftlich mehr oder weniger akzeptiert. Wenn sich dagegen befreundete Regierungen ein wenig auf den Rechnern der Parlamentarier umschauen, ist der Aufschrei groß. Dabei ist es wahrscheinlich deutlich leichter, sich gegen diese Eindringlinge zu wehren als gegen die Manipulationen mächtiger Wirtschaftsverbände. Doch das Internet ist für viele Politiker noch immer Neuland, was womöglich auch mit dem Alter der meisten Abgeordneten zu tun hat. Man kann sich gut vorstellen, wie der eine oder andere freudestrahlend die Mail öffnete, die ihm die Bundeskanzlerin höchstpersönlich während des G7-Gipfels während einer Verhandlungspause aus einer nahegelegenen Gärtnerei schickte.
Es fällt schwer, das zu glauben, aber in der Politik ist es wie im richtigen Leben: Wo Menschen, Mitarbeiter, Abgeordnete nicht für IT-Sicherheit sensibilisiert werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie Blödsinn machen. Nur dass im Bundestag anschließend nicht mal eben schnell die IT-Abteilung durchputzt und die Schäden beseitigt. Denn die Parlamentarier lassen sich lieber weiter von fremden Geheimdiensten ausspionieren, als dass BSI oder andere neugierige Behörden einen Blick auf die Rechner werfen dürfen. Wahrscheinlich, damit niemand erfährt, dass sie den ganzen Tag ihren eigenen Namen googeln, Solitär spielen oder das Backup der Videosammlung von Sebastian Edathy durchforsten – rein zu Recherchezwecken, versteht sich.
Diese Leute also sind es, die über ein IT-Sicherheitsgesetz für Deutschland entscheiden – das ironischerweise eine Meldepflicht von Sicherheitsfällen für die Wirtschaft vorsieht, aber nicht für Behörden oder den Bundestag selbst. Der braucht nun womöglich ein komplett neues Netzwerk. Aus Sicherheitsgründen wäre es allerdings ratsam, gleich die Abgeordneten mit auszutauschen. Oder man zieht ganz einfach den Stecker – das wäre die sicherste Lösung. Die Abgeordneten würden ganz klassisch auf der Schreibmaschine tippen und ihre Nachrichten per Brief zustellen lassen. Dumm nur, dass die Briefträger gerade streiken. Das ist dann doch etwas viel Entschleunigung für die Politik. Bleiben wohl nur Brieftauben.