Der illegale Handel im Internet arbeitet inzwischen genauso professionell wie normale Märkte und setzt jährlich mehrere Milliarden Dollar um. Ein Blick hinter die Kulissen.
Keine Branche der Welt wächst so stark wie der Cyber-Schwarzmarkt im Internet. Jedes Jahr werden weltweit Milliardenbeträge auf illegalen Plattformen umgesetzt, die Wachstumsraten sind fast durchwegs dreistellig. Wie das Geschäft in den dunklen Hinterzimmern der Online-Welt genau funktioniert, zeigt eindrücklich die Studie »Märkte für Cybercrime-Tools und gestohlene Daten: Ein Bazar für Hacker« der RAND Corporation im Auftrag von Juniper Networks. Anhand verschiedener wirtschaftlicher Indikatoren und Analysetools zeigt sie auf, wie die Cyberkriminellen heutzutage arbeiten und welch enorme Wirtschaftsmacht sie inzwischen haben.
Dabei fällt vor allem auf, dass der einst stark fragmentierte und heterogene Cyber-Markt inzwischen eine signifikante Marktreife und –Durchdringung erlangt hat. Hoch spezialisierte Anbieter vertreiben ihre Produkte zuverlässig über diverse Vertriebswege, die denen der realen Wirtschaft in nichts mehr nachstehen. Einhergehend mit dieser Professionalisierung ist auch die Widerstandskraft gegenüber den staatlichen und internationalen Ermittlungsbehörden deutlich gewachsen. Einzelne Organisationen erreichen laut der Studie heute um die 100.000 Kunden und nehmen mit illegalen Produkten jährlich hunderte Millionen Euro ein. Juniper vergleicht den Hacker-Schwarzmarkt deshalb mit einer ehemaligen Underground-Stadt, die sich zu einer pulsierenden Metropole mit eigenem Wirtschaftskreislauf, deren verschiedene Interessengruppen und Industrien unentwegt miteinander interagieren.
Grundsätzlich funktioniert der kriminelle Onlinehandel inzwischen genauso wie die legalen Formen des E-Commerce auch. Die Cybergangster betreiben neben den üblichen Chat-Channeln, Foren und schwarzen Brettern inzwischen sogar einige vertiable Onlinekaufhäuser nach dem Vorbild von Amazon und Co. Nur werden dort statt normaler Produkte eben hauptsächlich gestohlene Informationen wie Kredikarten- und Bankingdaten oder Logins und sensible Unternehmensdaten gehandelt. Ebenfalls sehr begehrt sind laut dem Report zur Zeit Exploit-Kits, mit denen sich verschiedenste Softwarelücken ausnutzen lassen, um an weitere Datensätze zu kommen.