Verbraucherzentrale Bundesverband und Computerbild machen gegen unseriöse Online-Anbieter mobil

Software gegen Internet-Abzocke

3. August 2009, 22:57 Uhr |

Ob Hausaufgabenhilfen, Kochrezepte oder Software: Mit unzähligen vermeintlichen Gratis-Diensten locken unseriöse Anbieter Internet-Nutzer in eine Kostenfalle.

Viele Verbraucher rechnen nicht damit, für Dienste zahlen zu müssen, die es im Internet im
Normalfall kostenlos gibt. Im guten Glauben geben sie ihren Namen und ihre Adresse an – und haben
ein teures Abo oder einen kostenpflichtigen Zugang abgeschlossen. Kurze Zeit später kommt die
Rechnung, Beträge von 200 Euro für zwei Jahre sind keine Seltenheit. Wer die unverschämten
Rechnungen nicht begleicht, wird mit Drohungen, Mahnschreiben und Inkassobriefen eingeschüchtert.
Das wirkt: Viele Nutzer zahlen aus schierer Angst.

Kosten, die bei Verträgen im Internet entstehen, sollten die Nutzer vorher immer separat
bestätigen müssen. Das fordert der
Verbraucherzentrale Bundesverband
(vzbv), um die rasante Ausbreitung so genannter Kostenfallen im Internet zu stoppen. Täglich suchen
Betroffene bei den Verbraucherzentralen Rat. "Wenn nichts passiert, können wir das Internet bald in
World-Wide-Nepp umbenennen", so Vorstand Gerd Billen. Einen aktuellen Schutz für Verbraucher bietet
eine von der Zeitschrift Computerbild entwickelte Software.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert deshalb klarere gesetzliche Vorgaben, um die
Preistransparenz im Internet zu erhöhen. "Dass ein Angebot Geld kostet muss für jedermann erkennbar
sein, etwa durch ein deutlich sichtbares Abfragefeld", so Billen. In Frankreich ist dies bereits
Gesetz, Kostenfallen sind dort kein Thema. In Deutschland liegt der Schaden im Millionenbereich.
Nach Angaben der Computerbild verschickte die Firma Content Services Limited., Betreiber der
berüchtigten Abzock-Seite opendownload.de, im April dieses Jahres in einer einzigen Woche 170.000
Rechnungen zu je 96 Euro. Hat nur jeder Zehnte die Forderung beglichen, bliebe ein Gewinn von rund
1,5 Millionen Euro, erzielt innerhalb weniger Tage. Seit Jahren gewinnt der Verbraucherzentrale
Bundesverband gegen unseriöse Online-Anbieter ein Verfahren nach dem anderen. Trotzdem nimmt die
Abzocke weiter zu. Mit geringer Anpassung starten die Betreiber einfach ein neues Angebot.
Schärfere Sanktionen gegen die Hintermänner könnten helfen, diesem Hase und Igel-Spiel einen Riegel
vorzuschieben. "Anwälte, die im Auftrag der Betreiber Mahnschreiben wie Postwurfsendungen
verschicken, muss die Zulassung entzogen werden können", fordert Billen. Auch stünden die Banken in
der Pflicht, einschlägig bekannten Anbietern ein Konto zu verweigern.

Da Aufklärung und Abmahnungen nicht mehr ausreichen, haben der Verbraucherzentrale Bundesverband
und die Zeitschrift Computerbild ihre Kräfte gebündelt. Eine Hilfe für Internetnutzer bietet jetzt
die von Computerbild entwickelte Software "Abzock-Schutz". "Das kostenlose Programm lässt sich
einfach in die Browser Firefox und Internet Explorer integrieren. Es warnt die Internetnutzer vor
dem Besuch unseriöser Seiten und verweist auf gebührenfreie Alternativen", erklärt Chefredakteur
Hans-Martin Burr. Herz der Software ist eine Datenbank, die bei jedem Start des Browsers
aktualisiert wird. Eine Allianz aus Verbraucherschützern, Anwälten, dem Internetportal
abzocknews.de und der
Computerbild-Redaktion ergänzt diese Sperrliste ständig weiter. Zusätzlich kann jeder Nutzer selbst
verdächtige Seiten melden.

Betroffenen rät der Verbraucherzentrale Bundesverband, Rechnungen nicht zu begleichen und sich
im Zweifel an die örtliche Verbraucherzentrale zu wenden. Die Gefahr, von den Anbietern verklagt zu
werden, ist erfahrungsgemäß äußerst gering. "Das ganze System ist darauf angelegt, die
Rechnungsempfänger zu verängstigen und direkt zur Zahlung zu bewegen. An einer gerichtlichen
Klärung haben die Anbieter gar kein Interesse", so Billen. Wer einmal gezahlt hat, dessen Geld ist
in der Regel verloren. Viele Unternehmen sitzen im Ausland und verschwinden von der Bildfläche
sobald jemand Schadensersatzansprüche stellt.

CZ/LANline


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