Wenn Hersteller ihre internationalen Führungskräfte einfliegen, dann hält sich der Erkenntnisgewinn oft in Grenzen. Manchmal hat man den Eindruck, es gehe nur darum, deren Ego zu streicheln oder ihnen eine schöne München-Reise zu ermöglichen.
Das Telefon klingelt, eine PR-Agentur. Großartige Neuigkeiten gebe es, rattert die Frau am anderen Ende atemlos herunter. Scott Goodman, EMEA-Chef von Best Security sei demnächst in München, ob man die tolle Gelegenheit nicht nutzen wolle, mit ihm zu reden. Der Redakteur ist nur mäßig begeistert, willigt nach zähen Verhandlungen aber ein, wurde doch hoch und heilig versprochen, der gute Mann habe tatsächlich spannende Neuigkeiten für den deutschen Markt im Gepäck und einiges zu den Zukunftsplänen in der Region zu sagen. Die Terminfindung ist schnell gemacht, schließlich kann Goodman nur nächsten Mittwoch um 15:30 Uhr – er ist nun mal ein gefragter Mann.
Als der große Tag endlich da ist, kommt der vielbeschäftigte Manager eine halbe Stunde zu früh und wirkt sehr entspannt. Entweder machen ihm Reisen und endlose Business-Meetings nichts aus oder er hat die letzten Stunden in einem Münchner Biergarten verbracht – von Stress jedenfalls keine Spur. Gerne plaudert er drauf los und gibt Anekdoten zum Besten, die sein großer Tross begeistert aufsaugt. Neben seiner PR-Chefin hat er auch noch Produktmanager und Marketingverantwortlichen sowie den lokalen Channel-Manager und zwei Agenturmädels im Schlepptau. Die schaffen es schließlich gemeinsam mit dem Redakteur, das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken.
Leider ist Goodman plötzlich nicht mehr allzu gesprächig. Die Strategie im deutschen Markt ist recht einfach, es gehe um schnelles Wachstum, als Vertriebspartner nehme man im Prinzip jeden. »Every partner, no matter if small or large, benefits from working with us. That‘s the beauty of it«, versichert er. Seine PR-Chefin und die Agenturmädels machen sich fleißig Notizen. Das Produkt sei sowieso das Beste, erklärt Goodman, einzigartige Technologie, Patentanmeldung läuft. »It‘s really important, you understand that.« Auch hartnäckiges Nachbohren führt zu keinen Erkenntnissen, weshalb sich der Redakteur an den deutschen Channel-Manager wendet, der offenbar Redeverbot hat: »Scott hat schon mal mit unseren Gründern gesprochen und kann das alles viel besser erklären als ich.« So zieht sich das Gespräch dahin, und als endlich alles vorüber ist, setzt Goodman zum KO-Schlag an und sagt: »Great talk. Do you already know, in which issue you will be covering this great story?«