Deckmantel für das Geschäft mit Nutzerdaten

(Un)soziale Datenkraken

6. Mai 2016, 13:54 Uhr | Daniel Dubsky

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wirtschaftliche Interessen stehen im Vordergrund

Dabei hatte Ben Rattray Change.org 2007 gegründet, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Auf der Online-Plattform kann jedermann kostenlos digitale Petitionen veröffentlichen. Seitdem ist Change.org jedoch zu einer hochdrehenden Meinungsmaschine geworden, die die FAZ schon mal als »Petitions-Drückerkolonne« bezeichnete. Denn Change.org ist entgegen der sozial und progressiv klingenden Selbstbeschreibung tatsächlich keine Organisation, die nach altruistischen Grundsätzen, also nicht profitorientiert, arbeitet.

Das zeigt schon die Liste der Investoren, zu denen Branchengrößen wie Twitter-Mitgründer Evan Williams, Linkedin-Chef Jeff Weiner, Ebay-Gründer Pierre Omidyar, Bill Gates und der britische Unternehmer Richard Branson zählen. Geld verdient Change.org mit gesponserten Petitionen, bei denen die Initiatoren dafür zahlen, dass sie Werbung einblenden dürfen. Das allein wäre nicht verwerflich. Die Initiatoren des Big Brother Awards werfen dem Unternehmen aber zudem einen problematischen Umgang mit den Daten der Unterzeichner vor. Neben Name, Adresse und Mailadresse würde Change.org nämlich auch Informationen dazu sammeln, welche Petitionen unterstützt wurden.

Die personenbezogenen Daten der Nutzer würden in vielfältiger und nicht transparenter Art und Weise für eigene Geschäftszwecke verwendet. Das Unternehmen fertige auf der Basis der Informationen über unterzeichnete Petitionen etwa Analysen an zur politischen Meinung, zur gesellschaftlichen Positionierung oder zur sozialen Situation von Einzelpersonen und verwende diese für eigene wirtschaftliche Zwecke.

Die Big Brother-Initiatoren kommen deshalb zu dem Schluss, dass Change.org keine non-profit-Bürgerbewegung in digitaler Form sei, sondern ein Wirtschaftsunternehmen, in dessen Geschäftsmodell die Verwendung und Nutzung von sensiblen personenbezogenen Daten sowie der Handel mit E-Mail-Adressen eine zentrale Rolle einnehme. Diese Daten dienten vorrangig dem Zweck, Kasse zu machen. »Ehrlicherweise sollte sich change.org umbenennen in change.com«, so die Empfehlung.


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