Pentagon sperrt Zugang zu elf Community-Sites

US-Unternehmen nutzen zunehmend URL-Blocking

20. Mai 2007, 22:50 Uhr |

Das Pentagon hat den Zugang zu elf populären Community-Websites gesperrt, darunter Youtube, Myspace, Metacafe, MTV, Live365 und Photobucket. Damit folgt das US-Ministerium einem Trend in der zivilen Welt, in der immer mehr Unternehmen URL-Blocking einsetzen. Hauptursache dafür sind Sicherheitsbedenken, denn immer öfter nistet sich Malware in die Anzeigen, Flash-Bilder und Videos auf diesen Seiten ein. Doch nicht minder bedenklich sind Bandbreiten- und Produktivitätsprobleme, die das Betrachten von Videos während der Arbeitszeit verursachen kann.

Nach einer Untersuchung der American Management Association (AMA) nutzen bereits 65 Prozent aller US-Firmen irgendeine Form von URL-Filterung. Während der überwiegende Teil dieser Sperren Pornoseiten betrifft, steigt neuerdings der Anteil der Social-Seiten stark an. "Mindestens 20 Prozent aller Unternehmen blockieren bereits den Zugang zu den Community-Seiten", so Gartner-Analyst Lawrence Orans.

Mit der zunehmenden Zahl gesperrter Websites steigen aber auch die Beschwerden der Mitarbeiter. "Vor allem wenn plötzlich bislang frei zugängliche Seiten blockiert werden, gibt es viele Fragen oder sogar Proteste", weiß Orans zu berichten. Paul Myer, Chef beim Internetfilterunternehmen 8E6, bestätigt das aus seinem Alttag: "Je weitreichender eine neue Filtermaßnahme ist, umso häufiger klingen die Telefone. Am meisten werden dabei die Argumente nach Informationsfreiheit und Redefreiheit vorgetragen." Doch diese haben seiner Ansicht nach keinen Bestand: "Persönlichkeitsrechte am Arbeitsplatz haben bei der Sicherheit des Unternehmens und seiner Infrastruktur den geringsten Stellenwert", meint er über die Diskrepanz von Mitarbeiter-Wünschen und CIO-Vorgaben – eine Ansicht, die in ihrer Entschiedenheit jenseits der USA eher Befremden auslösen könnte.

Bei so viel Filterpraxis in der amerikanischen Wirtschaft zeigte diese selbst jetzt auch sehr viel Verständnis für die Zensurentscheidung des Pentagons. "Es ist völlig normal, dass das Ministerium die gleichen Sicherheitsvorkehrungen für seine Webites treffen muss wie die Wirtschaft", sagt Ron O?Brien vom Sicherheitsanbieter Sophos in Burlington, Massachusetts. Er meint sogar, dass sich das Internet immer mehr in eine private Hemisphere und eine Business-Welt spaltet. "Viele der heutigen Internetrisiken sind für einen Privat-PC vertretbar – nicht aber für die einen Büro-Desktop, und folglich entwickeln sich ganz andere Nutzungsprofile, was wiederum zu anderen Angeboten führt."

Dieser Trend hat auch schon die Onlinewerbewelt erreicht. "Wenn die Community-Seiten nicht mehr von den gut verdienenden Angestellten eingesehen werden können, hat das erhebliche Konsequenzen für der Werbenutzbarkeit, denn damit würden sich diese Seiten nur noch als Werbeträger für billige Massenprodukte eignen", so Forrester-Analyst James McQuivey.

Harald Weiss/wj


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+