Enginsight

Vom Problemlöser zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe

15. Oktober 2024, 13:00 Uhr | Diana Künstler
Die „Köpfe“ hinter Enginsight (v.li.n.re.): Mario Jandeck, Max Tarantik und Eric Range
© Enginsight

Sicherheit für KMU einfach und erschwinglich machen, lautet die Mission von Enginsight. Mit dem Abschluss einer neuen Finanzierungsrunde unter Führung von UVC Partners ist das Jenaer Start-up dem nun einen Schritt nähergekommen. Doch was bedeutet das konkret? connect professional hat nachgefragt.

Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Konflikt haben nicht nur das Bewusstsein für Cybersicherheit – sowohl im privaten als auch beruflichen Umfeld – geschärft, sondern auch zu einer stärkeren Regulierung seitens der EU geführt. Entwicklungen, die den Druck auf Unternehmen erhöhen. Für sie gilt es, ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken, um auf neue Bedrohungen jederzeit angemessen reagieren zu können. Anbieter am Markt gibt es viele. Deren Lösungspaletten sind mitunter breitgefächert: von Antivirus und Firewall über SIEM bis hin zu XDR. Vor allem kleineren und mittleren Unternehmen fällt angesichts dessen die Wahl nicht leicht – zumal die personellen Ressourcen oft überschaubar sind. Das betrifft auch das Budget.

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Die All-in-One-Cybersecurity-Plattform für den Mittelstand

Max Tarantik, Enginsight
Max Tarantik, Cybersecurity-Enthusiast und Chief Operating Officer von Enginsight: „Wir stellen Enterprise Security für den Mittelstand zur Verfügung. Und das auf allen Ebenen: Preis-Leistung, Schnelligkeit, effizientes Produkt und natürlich die einzelnen Features, die dahinterstecken.“
© Enginsight

Eine Antwort auf diese Herausforderungen will das 2017 in Jena gegründete Start-up Enginsight liefern. „Wir möchten die Cybersecurity automatisieren, um menschliche Fehler zu minimieren und gleichzeitig die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen“, bringt es Max Tarantik, COO bei Enginsight, auf den Punkt. Konkret bietet das Unternehmen eine All-in-One-Cybersecurity-Plattform für den Mittelstand, die sich neben der einfachen Implementierung und hohen Effizienz vor allem durch ihre Skalierbarkeit auszeichnet. Ein zentraler Punkt ist demnach, dass Unternehmen mit weniger IT-Ressourcen – zum Beispiel mittelständische Firmen mit 50 bis 100 Mitarbeitern – eine leistungsfähige Sicherheitslösung erhalten. Doch auch für Organisationen mit einer weitaus größeren Personaldecke, etwa im vierstelligen Bereich, eignet sich die Lösung des Start-ups. Eine wichtige Rolle in Enginsights Marktstrategie spielt ebenso das Thema „Made in Germany“; damit einhergehend die digitale Datensouveränität. Das ist auch unter Investoren nicht unbemerkt geblieben.

Neue Finanzierungsrunde von 6 Millionen Euro

Andreas Unseld, UVC Partners
Andreas Unseld, General Partner bei UVC Partners: „Wir planen ein professionelles Board aus Investoren und Marktexperten aufzubauen, um Enginsight zum führenden Sicherheitsanbieter in Europa zu machen.“
© UVC Partners

Vor Kurzem hat die Venture Capital-Gesellschaft UVC Partners bekanntgegeben1, dass sie gemeinsam mit den Bestandsinvestoren mit einem Kapital von 6 Millionen Euro in Enginsight investiert. Unter den Co-Investoren befinden sich Carsten Maschmeyer mit seinem Fonds Seed+Speed sowie Bm‑t Beteiligungsmanagement Thüringen, Brandenburg Ventures, Smart Infrastructure Ventures und Talanx. Doch das Geld alleine sei nicht ausschlaggebend, erklärt Andreas Unseld, General Partner bei UVC Partners im Gespräch mit connect professional. „Es geht nicht nur um Kapital für Start-ups, sondern um das ‚richtige‘ Kapital“, betont er. Denn UVC Partners und UnternehmerTUM würden nicht nur finanzielle Unterstützung bieten, sondern umfangreiches Know-how in den Bereichen B2B-Tech und Deep-Tech mit einbringen. So habe man im Gegensatz zu anderen Investoren, die eher aus Bereichen wie E-Commerce oder SaaS kommen, ein tieferes Verständnis für Technologie-orientierte Geschäftsmodelle. Zudem biete UVC Partners eine umfassende Plattform mit einem Netzwerk von über 1.000 Industriepartnern und 600 Familienunternehmen, die auf der Suche nach Innovationen sind. „Durch Kontakte zur Politik, großen Konzernen und Experten stellt UVC Partners mehr als nur Kapital zur Verfügung – wir schaffen eine Umgebung, in der Start-ups sich besser entwickeln können als bei traditionellen Investoren mit weniger Ressourcen und Netzwerken“, konstatiert der General Partner. Der Investor unterstütze Enginsight somit aktiv in dessen Expansion, indem er unter anderem ein Board aus Experten schaffe.

Unseld: „Wir glauben, dass Enginsight mit seinem Angebot den Nerv der Zeit trifft.“

Zwar befindet sich das Start-up in einem dynamischen Marktumfeld mit anderen großen Sicherheitsanbietern, doch könne es mit gewissen Alleinstellungsmerkmalen punkten. „Kunden von Enginsight profitieren von einer vorkonfigurierten Plattform, die in der Regel innerhalb eines Tages implementiert und betriebsbereit ist“, sagt Unseld. Dabei kombiniere das Unternehmen Angriffserkennung, Überwachung und Reaktion in einem einzigen System – ohne den Einsatz mehrerer isolierter Tools. „Genau deshalb glauben wir, dass Enginsight mit seinem Angebot den Nerv der Zeit trifft“, ist der UVC-Sprecher überzeugt. „Wir sind zwar noch nicht so bekannt wie andere große Marken am Markt, aber dafür sorgen wir bei Kunden oft für Aha-Momente, wenn sie die Funktionalität von uns entdecken“, fügt Max Tarantik hinzu. Die Produkte lassen sich dabei sowohl leicht in bestehende Infrastrukturen integrieren, als auch von lokalen Systemhäusern bedienen. Vor diesem Hintergrund wolle man nun das frische Kapital auch und vor allem dafür einsetzen, die Bekanntheit von Enginsight mittels gezielter Branding-Kampagnen zu stärken.

Wachsen und expandieren

Mit der neuen Finanzierungsrunde plant Enginsight darüber hinaus, sich international zu etablieren. Erste Schritte in diese Richtung seien bereits unternommen, so Tarantik. Die Festigung und der Ausbau der Marktposition im DACH-Raum blieben allerdings die oberste Priorität. Damit einher geht der Ausbau des Vertriebs und die Entwicklung neuer Partnerschaften. Derzeit (Stand September 2024) arbeitet das Jenaer Start-up mit etwa 250 Partnern und ist noch auf der Suche nach weiteren. Potenzial sieht Tarantik vor allem in Partnerschaften mit IT-Systemhäusern, Security-Experten und Consulting-Firmen. Auch SOC-Dienstleistungen, die sich mit Management und Response von Cyberangriffen befassen, seien attraktiv. Die Möglichkeit, Daten souverän und in Übereinstimmung mit deutschen Standards zu verwalten, biete den Kunden Sicherheit, da sie genau wüssten, wo ihre Daten gespeichert seien.

Das angestrebte Wachstum bringt entsprechende Maßnahmen mit sich: So arbeiten die Jenaer zum einen derzeit zusammen mit Asoftnet an der Schaffung eines KI-Abwehrzentrums in Erfurt2, um auf KI-gestützte Angriffe besser reagieren zu können. Wesentliche Komponenten seien dabei vor allem die Schnelligkeit und die Fähigkeit, Daten zusammenzuführen und zu analysieren. Zum anderen hat Enginsight seit Anfang des Jahres bereits rund 20 neue Mitarbeiter eingestellt, was die Gesamtzahl auf 42 erhöht hat. Ziel ist es, die Mitarbeiterzahl im nächsten Jahr zu verdoppeln. Mit dem schnellen Wachstum entstünden laut Tarantik aber auch typische „Wachstumsschmerzen“: Prozesse müssten angepasst und verfeinert werden, um das größere Team einzubinden. Für die Gründer bedeutet dies, dass sie sich zunehmend aus dem operativen Geschäft herausnehmen müssten, um das Unternehmen als Ganzes zu managen. Die größte Herausforderung bestehe darin, das wachsende Team effektiv zu führen und die richtigen Mitarbeiter für die jeweiligen Positionen zu finden. Dies erfordere eine Strategie, die über traditionelle Recruiting-Methoden hinausgehe, räumt der COO ein. Deshalb setze er auch auf persönliche Empfehlungen und Netzwerke. Derzeit sucht Enginsight in verschiedenen Bereichen, insbesondere im Vertrieb und in der Entwicklung, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.

Neben den Plänen zur Expansion und zum Wachstum wolle man das Wesentliche jedoch nicht aus den Augen verlieren: die Plattform. Aus diesem Grund plant das Start-up ebenso Geld in die Weiterentwicklung der Software zu investieren, um den Schutz für den Mittelstand stetig zu optimieren und zukunftsfähig zu halten. „Die Software von Enginsight hat uns einfach überzeugt“, führt Unseld an dieser Stelle an. Sie sei intuitiv, durchdacht, nutzerfreundlich und biete dennoch eine Leistung, die mit großen Sicherheitsplattformen vergleichbar sei. „Diese Eigenschaften führen dazu, dass auch immer mehr große Unternehmen, Behörden und Städte die Software übernehmen, da sie für sie eine gute Lösung darstellt“, so der General Partner.

Enginsight-Webinar: NIS2 – Praxisnahe Umsetzung Made in Germany

NIS2 kostet, Zeit und andere Ressourcen. „Sehen Sie die Regulierung dennoch nicht als lästiges Übel, sondern als Anlass, Ihre Security-Strategie zu über- oder ganz neu zu denken“, sagt Max Tarantik. Im Rahmen des NIS2-Webinar-Thementages Mitte März hat der Enginsight-COO daher näher ausgeführt, wie sich mit einer All-in-one-Security-Lösung Made in Germany die technischen Anforderungen der Richtlinie und ohne großen Aufwand in den Griff bekommen lassen. Und wie Unternehmen gleichzeitig den Grundstein für ein effizientes, nachhaltiges IT-Sicherheitskonzept legen können.

Das Webinar ist kostenfrei gegen Registrierung hier on-demand einsehbar.

Enginsight als Datenlieferant

Enginsights Wurzeln liegen in der Datenanalyse. „Wir sind im Grunde eine Big-Data-Analyse-Plattform und haben uns entschieden, mit den Daten in den Security-Bereich zu gehen“, erklärt Tarantik. Vor diesem Hintergrund sieht der COO eine weitere Möglichkeit, eine breitere Marktdurchdringung zu erreichen: indem man als Datenlieferant auftritt. Enginsight habe über Jahre hinweg eine umfassende Datenbank aufgebaut, die Informationen über Schwachstellen enthält. Diese Daten könnten an andere Sicherheitsprodukte und -dienstleister weitergegeben werden, um die Effizienz und Reichweite der eigenen Produkte zu steigern.

Ein weiterer Aspekt, der im Gespräch mit connect professional angesprochen wurde, ist die Implementierung von Künstlicher Intelligenz in die Produkte von Enginsight. Demnach sei es Tarantik zufolge wichtig, KI gezielt einzusetzen, anstatt sie einfach nur hinzuzufügen. Die Entwickler des Start-ups würden vor diesem Hintergrund daran arbeiten, KI in bestimmten Komponenten derart zu integrieren, sodass Nutzer KI-optimierte Sicherheitsanfragen stellen können. Ziel ist es, die Analyse und das Management von Sicherheitsvorfällen zu vereinfachen und dadurch die Effizienz der Sicherheitslösungen noch weiter zu erhöhen.

Ein neues Selbstverständnis

Auf die Frage, was die entscheidenden Etappen auf dem bisherigen Weg des Start-ups gewesen seien, nennt der COO zwei „Knackpunkte“: Zunächst sei das Geschäftsmodell auf Anraten eines Branchenexperten vom Direktvertrieb auf einen Channel-Ansatz umgestellt worden. Dieser Wechsel hätte innerhalb des ersten Jahres zur Gewinnung von über 100 Partnern geführt. Seitdem spielen die Partner eine Schlüsselrolle in Enginsights Marktstrategie.

Der zweite Punkt sei die Corona-Pandemie gewesen, die durch die Verlagerung ins Homeoffice das Bewusstsein für IT-Sicherheit und Cybersecurity massiv gesteigert habe. Dieser Trend wurde durch geopolitische Ereignisse wie den Ukrainekrieg und den Israelkonflikt weiter verstärkt, wodurch Cybersicherheit immer mehr in den Fokus von Unternehmen gerückt ist. „Diese äußeren Einflüsse haben das Unternehmen von einem kleinen Problemlöser zu einer zentralen gesellschaftlichen Aufgabe geführt“, resümiert Max Tarantik. Mittlerweile sei man zunehmend auch in öffentliche Einrichtungen und kritische Infrastrukturen eingebunden. Durch den Fokus auf eine europäische Lösung und die Bedeutung der Cybersecurity in Deutschland, wo die Privatwirtschaft eine große Verantwortung trage, habe das Start-up mittlerweile eine neue Rolle eingenommen.

1 https://www.uvcpartners.com/blog/enginsight-strengthens-cybersecurity-for-smes-with-eu6-million-in-fresh-capital
2 https://enginsight.com/de/blog/europas-erstes-ki-abwehrzentrum-kommt-aus-erfurt/


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