Chinesen im Ausland werden regelmäßig zur Informationsbeschaffung angehalten

Wirtschaftsspionage verursacht Milliardenschäden

9. September 2008, 22:57 Uhr |

Zwar ist Wirtschaftsspionage oft noch ein Tabuthema in Deutschland, weil Firmen Schadensfälle aus Angest vor Imageverlust nicht öffentlich machen wollen. Doch Experten warnen vor staatlichen beauftragten Schnüfflern aus Russland und China. Und gerade Social Engineers, die unter Vorgabe falscher Identität und mit plausibel klingenden Geschichten arglose Mitarbeiter zur Preisgabe sensibler Daten veranlassen, sind kaum zu fassen.

Der jährliche Schaden durch den Verlust von Wettbewerbsvorteilen aufgrund von
Wirtschaftsspionage dürfte alleine in Baden-Württemberg sieben Milliarden Euro betragen. Das
schätzt Professor Egbert Kahle von der Universität Lüneburg auf Basis einer Studie unter knapp 450
Unternehmen in Baden-Württemberg. Der Schaden durch Wirtschaftsspione entspricht damit fast 2,5
Prozent der Wirtschaftsleitung des Ländles, so seine Hochrechnung.

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Alle großen Geheimdienste aktiv gegen deutsche Firmen


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via Mail überrascht die Unternehmen

Wirtschaftsspionage findet täglich statt. Denn die meisten ausländischen Nachrichtendienste sind
sogar gesetzlich zur Wirtschaftsspionage verpflichtet, wie Hans Schlumpberger vom Landesamt für
Verfassungsschutz Baden-Württemberg auf dem vom Beratungsunternehmen Secorvo und dem
Wirtschaftsmagazin Econo durchgeführten Symposium Wirtschaftsspionage in Ettlingen ausführte.

Beispielsweise sei der russische Dienst SWR (Slushba Wneschnej Raswedkij) zuständig für die "
zivile Auslandsaufklärung". Auch Chinesen, die im Ausland studieren oder forschen, werden
regelmäßig zur Informationsbeschaffung angehalten, nicht selten unter Androhung von Sanktionen
gegenüber Familienangehörigen, so Schlumpberger. Und sogar die Nachrichtendienste unserer
europäischen Nachbarn verfügen über Abteilungen, die für die Informationsbeschaffung im Ausland
zugunsten eigener Wirtschaftsunternehmen zuständig sind.

Die Methoden von Wirtschaftsspionen oder beauftragten Informationsbeschaffern sind dabei sehr
vielseitig, wie das Symposium zeigte. Sie reichen von Bestechung oder Erpressung von Mitarbeitern
über Hacking-Angriffe auf die Informationssysteme bis hin zum Einsatz modernster Miniwanzen, die in
Handys, Kaffeekannen oder Rauchmelder verbaut werden. Auch Funkeinheiten an Kopiergeräten, Druckern
und sogar Papierschreddern, die gescannte Daten aus dem Unternehmen herausfunken, sind heute Stand
der Technik.

Mit ein wenig Geschick funktioniert Wirtschaftsspionage sogar fast spurenlos, wie
Secorvo-Geschäftsführer Dirk Fox erläuterte: So genannte Social Engineers, die unter Vorgabe
falscher Identität und mit plausibel klingenden Geschichten arglose Mitarbeiter zur Preisgabe
sensibler Daten veranlassen, sind kaum zu fassen – ohne Verdacht zu erwecken gelingt es ihnen oft,
bis zu sensibelsten Firmendaten vorzudringen.

Armin Barnitzke/wg


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