Umfrage zum sozialen Ranking

Chinas Internetnutzer stören sich wenig an Überwachung

23. Juli 2018, 17:59 Uhr | Lars Bube

Die chinesische Bevölkerung steht überraschend klar hinter den sozialen Rankingmethoden ihrer Regierung, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Chinesische Internetnutzer stören sich viel weniger an der Überwachung durch Online-Konzerne und Behörden als vermutet. So stoßen die sogenannten Sozialpunktesysteme zur Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Bürgern oder Unternehmen in China auf überraschend breite Zustimmung in der Bevölkerung. Ungeachtet westlicher Besorgnis über solche Überwachungsinstrumente ergab eine Umfrage für eine Studie der Freien Universität Berlin (FU), die am Montag in der Bundeshauptstadt vorgestellt wurde, dass 80 Prozent der 2209 Befragten das System »stark»« oder »irgendwie« gutheißen. Laut FU ist die Studie repräsentativ für Chinas Internetnutzer.

Gut 40 lokale Regierungen haben Sozialpunktesysteme eingeführt, die zwischen »guten« und »schlechten« Bürgern unterscheiden. Ein solches Punktesystem soll landesweit bis 2020 eingeführt werden. Schon heute gibt es kommerzielle Anbieter wie Alibaba und Tencent, die aufgrund diverser Kriterien wie zum Beispiel Konsumverhalten über Kredite entscheiden. Von den Befragten gehörte mit 80 Prozent die große Mehrheit einem dieser kommerziellen Dienste an, während nur 7 Prozent nach eigenem Wissen zu einem zwangsweisen Sozialpunktesystem lokaler Regierungen gehörten.

Die ungewöhnlich hohe Zustimmung ist nach Ansicht der Wissenschaftler etwa auf einen Mangel an Vertrauen in der chinesischen Gesellschaft zurückzuführen. Zudem gingen Chinesen davon aus, dass das kommunistische System ohnehin alles wisse. Auch sei das Kreditsystem der traditionellen Banken unterentwickelt, so dass sich kommerzielle Sozialkreditsysteme der Online-Riesen Alibaba und Tencent entwickeln könnten.

Wer voll hinter den Punktesystemen steht, war meist älter, hatte ein höheres Einkommen und eine bessere Ausbildung genossen, lebte im städtischen Raum und war etwas häufiger männlich.


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