Auch für Entwickler ist die Übernahme alles andere als unkritisch: Microsoft wird GitHub mit hoher Wahrscheinlichkeit eng mit seiner Azure-Plattform verbinden. Die Bereitstellung von Software aus GitHub würde damit in Azure deutlich einfacher werden als bei Google oder bei Amazon Web Services. Die Nutzung wird zwar auch unabhängig von Azure möglich sein. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass es früher oder später auf den ersten Blick nette Zusatzangebote gibt, die nur mit Azure funktionieren werden – beispielsweise das kostenlose Testen von Quellcode.
Für die Entwickler und Softwareunternehmen mag dies zunächst bequem erscheinen, doch besteht hier die Gefahr eines Vendor-Lock-in – so wie viele Cloud-Entwickler es bei Amazon auch schon erlebt haben. Zudem werden sie durch die weitere Nutzung von GitHub eher unfreiwillig zu Informationsgebern für einen ihrer gefährlichsten Konkurrenten. Insbesondere Hersteller von Business-Software müssen sich darüber im Klaren sein, dass GitHub für ihre eigenen Kunden zukünftig eher Informationsquelle und Eingangstür für finanzkräftige Mitbewerber, als eine wirklich offene Entwicklungsplattform bleiben wird.
Unternehmen, die ihre Software vermarkten wollen, sollten deshalb sehr genau überlegen, ob GitHub längerfristig die richtige Wahl für sie ist – oder sie besser zu Alternativen wie Gitlab wechseln sollten. Solche Alternativen haben den Vorteil, dass sie sich jederzeit auch unabhängig von einem Cloud-Anbieter wie Microsoft oder GitHub im eigenen Rechenzentrum oder beim Anbieter des eigenen Vertrauens betreiben lassen.