Standortstudie Cloud Computing

Deutschland steht sich selbst im Weg

22. Februar 2012, 13:23 Uhr | Elke von Rekowski
Ziehen strenge Gesetze in Deutschland den Stecker für das Potenzial durch Cloud Computing? (Foto: Jakub Jirsák - Fotolia.com)

Im weltweiten Vergleich ist Deutschland heute einer der besten Standorte für Cloud Computing. Hausgemachte Probleme wie die übertrieben strenge Auslegung von Datenschutzbestimmungen könnten diese Position jedoch gefährden und dafür sorgen, dass die Cloud hierzulande ihr Potential nicht entfalten kann.

Darauf weist der Interessenverband Business Software Alliance (BSA) hin, der jetzt eine Studie der Rahmenbedingungen für den Cloud-Computing-Markt vorgelegt hat. Demnach belegt Deutschland den dritten Rang nur knapp hinter Japan und Australien, aber noch vor den USA. Schwellenländer wie Indien, China oder Brasilien bilden das Schlusslicht. Untersucht wurden die gesetzlichen und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Cloud Computing Diensten in 24 Ländern. Nach Ansicht der BSA wird Deutschlands Spitzenplatz auch durch die geplante Reform des EU-Datenschutzrechts gefährdet, die den Umfang und die wirtschaftliche Bedeutung von Cloud Computing untergraben könnte. Die Verband fordert Regierungen weltweit auf, ihre Gesetzgebung besser aufeinander abzustimmen, um den grenzüberschreitenden Datenverkehr zu erleichtern.

»Die Vorteile des Cloud Computing sind stark volumenabhängig. Ziel einer weltweiten Wirtschaftspolitik sollte es daher sein, dass Anwender die Technologien, die sie privat oder geschäftlich benötigen, von Servern auf der ganzen Welt beziehen können«, sagt Thomas Boué, Director, Government Relations EMEA bei der Business Software Alliance. Seiner Überzeugung zufolge müssen Gesetze und Verordnungen dazu den freien grenzüberschreitenden Datenverkehr gewährleisten. Boué: »Zum aktuellen Zeitpunkt haben zu viele verschiedene Länder zu unterschiedliche Regelwerke. Das steht dem Handel und digitalen Dienstleistungen im Weg«.

Zu den überraschendsten Erkenntnissen der Studie zählt, dass manche Länder und Regionen sich regulativ und rechtlich abgrenzen. Ein Beispiel für Gesetzgebung, die im Widerspruch zu der anderer Länder steht, ist die geplante Reform des EU-Datenschutzrechts. Idealerweise würde es einen harmonisierten Gesamtmarkt schaffen, indem es unnötige Unsicherheiten und Verwirrung bei Anbietern und Anwendern beseitigt. Doch es gilt ein empfindliches Gleichgewicht einzuhalten: die Regeln müssen die Datenschutzrechte der Menschen bewahren, gleichzeitig aber dafür sorgen, dass sie Zugang zu allen Diensten des Internet haben, darunter auch Cloud Computing.

Die BSA gibt den Regierungen weltweit sieben Handlungsempfehlungen zur Förderung des wirtschaftlichen Potentials von Cloud Computing:

- Datenschutz: Die Privatsphäre und Daten von Anwendern müssen im freien Datenverkehr geschützt bleiben.

- Sicherheit: Ohne eine bestimmte Technologie zu bevorzugen, müssen die aktuellsten Cybersecurity-Strategien und Prozesse gefördert werden.

- Kampf gegen Cyber-Kriminalität mit wirkungsvoller Abschreckung und klar definierten Klagegründen gegen Cyber-Kriminelle.

- Geistiges Eigentum: Schutz vor widerrechtlicher Aneignung oder Missbrauch von Cloud-Technologien durch Rechtsschutz und -maßnahmen.

- Interoperabilität: Förderung von Offenheit und Interoperabilität sowohl unter Cloud Anbietern als auch -Herstellern.

- Freier Handel: Abkehr von Handelsschranken und der Bevorzugung bestimmter Technologien oder Unternehmen.

- Infrastruktur: Schaffung von Anreizen für private Anbieter, in Breitband-Infrastruktur zu investieren, um so den allgemeinen Zugang für die Bürger ermöglichen.

Die vollständige Studie mit den Daten zu Deutschland und den übrigen 23 Ländern sowie den Handlungsempfehlungen ist kostenlos unter www.bsa.org/cloudscorecard verfügbar.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+