Alle reden von digitaler Transformation und jetzt ist die Notwendigkeit der Digitalisierung tatsächlich auch bei der Regierung angekommen.
Nachdem ein paar Jahrzehnte munter von der Substanz gelebt wurde und die zerbröselte Infrastruktur überall so richtig schön sichtbar wird – von der Straße über die Bahn bis zu den Schulen – hat man sich offensichtlich darauf verständigt, am besten die notwendige Grundsanierung zu überspringen und gleich ins Digitalzeitalter zu jetten. Hat ja in vielen afrikanischen Armutsstaaten auch hervorragend geklappt – kein sauberes Trinkwasser, aber ein besseres Mobilfunknetz als in Deutschland. Und das Ergebnis von Maos großem Sprung spricht ja schließlich auch für sich, damit wären dann auch die Linken mit im Boot.
Die Phase mit dem flächendeckenden Breitbandnetz kann man ohnehin überspringen, schließlich brauche man ja 5G nicht an jeder Milchkanne, wie es Bildungsministerin Anja Karliczek gerade formulierte. Stattdessen soll Deutschland nach den Vorstellungen der Kanzlerin, gleich seine Führungsposition bei Künstlicher Intelligenz ausbauen. In die Schlüsseltechnologie der Zukunft will die Regierung auch richtig viel Geld investieren. Allerdings programmiert Geld allein keine Algorithmen für autonom fahrende Autos oder operierende Roboter. Dafür bräuchte es dann doch ein paar Programmierer. Leider hinken auch deutsche Schulen bei der Digitalisierung hinterher.
Deshalb hat man gleich noch einen millionenschweren Digitalpakt für das Bildungswesen hinterhergeschickt, um die Schulen endlich mal mit Notebooks und Tablets auszustatten, über die sich die Schüler nicht kaputtlachen. Die haben den Sprung ins Digitalzeitalter nämlich nicht mehr nötig, weil sie längst darin leben.
Ob ihre Fertigkeiten mit Smartphone und Laptop den Wirtschaftsstandort Deutschland in die digitale Zukunft katapultieren, darf bezweifelt werden. Denn bei den Berufswünschen der Digital Natives stehen nicht Programmierer ganz oben, sondern Youtuber und Influencer.