Wo liegt die Grenze zwischen gesundem Selbstvertrauen und pathologischem Verhalten? Reinhard Haller klärt über die Narzismussfalle auf.
In einer Gesellschaft, die Selbstvermarktung des Ichs zur Religion ausgerufen hat, ist der Egoist ein soziales Wesen – wenn man ihn mit dem Narzissten vergleicht. Dieser ist genial, unfehlbar und er umgibt sich mit einer Aura des Überlegenen, Erhabenen und bisweilen Unnahbaren. Wohl und bewusst dosiert, muss diese Haltung nicht schaden, wenn ein Vorstand, Professor oder Künstler die Bühne betritt und eine exaltierte Show darbietet, die begeistern und in den Bann zieht soll. Der vorbildliche Narzisst indes kann nicht unterscheiden zwischen Spiel und Person. Die Grenze zwischen gesundem Selbstwert und pathologischen Verhalten ist den in allen Belangen Makellosen unbekannt.
Unter einem Narzissten arbeiten zu müssen, ist belastend. Der renommierte Psychotherapeut und Buchautor (»Die Narzissmusfalle«) Reinhard Haller hat in seinem informativen und humorvollen Vortag dargelegt, wie man den anstrengenden Energiesaugern begegnen kann. Ein Blick hinter die Fassade eines Narzissten kann dabei schon helfen: Denn vielfach zeigt sich hier ein brüchiges Ich: Leere, Einsamkeit, Gefühl der Sinnlosigkeit. Helfen kann dosiertes Lob, Grenzen aufzeigen und sich ansonsten seine Autonomie bewahren.