Das Comeback der Maßanfertigung

Digitaltechnik kontra Massenmode

11. Februar 2019, 16:44 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Regional und digital als Vorteile

Die Textilbranche hat traditionell lange Vorlaufzeiten: eine Kollektion im Winter, eine im Sommer. »Das reicht heute nicht mehr«, meint Kaiser. »Viele Kunden wollen alle paar Wochen etwas Neues.« Und die notwendige schnelle Reaktion auf Kundenwünsche könnte nach Kaisers Einschätzung dazu führen, dass in einigen Jahren wieder mehr Bekleidung in Europa hergestellt wird. Denn steht die Fabrik in Bangladesch, dauert die Auslieferung länger.

Hinzu kommt, dass die Konfektionsware von der Stange an Attraktivität verliert. In der Sportbranche sind individualisierte Produkte auf Kundenwunsch einer der großen Trends. Bisher war das hauptsächlich auf Schuhe beschränkt, doch Bekleidung wird folgen. Denn digitale Fertigungsmethoden ermöglichen die Herstellung auch kleiner oder kleinster Serien, bis hin zum Einzelstück. Ein großer Vorteil für die Textilindustrie wären reduzierte Lagerkosten, da weniger Ware auf Halde liegt oder am Ende mangels Käufern sogar vernichtet wird.

»Das ist ein großes Zukunftsthema«, sagt Hortense Carlier, Produktmanagerin bei North Face, einem US-Hersteller von Outdoorbekleidung. Im Marketingjargon heißt der Trend »Customising«, den altmodischen Begriff Maßanfertigung verwendet heute kaum noch jemand. Beides ist auch nicht ganz identisch, »Customising« bedeutet bislang häufig die Wahl eines individuellen Designs durch die Kundschaft.

North Face bietet bisher ausschließlich Konfektionsware an. Eine nach Firmenangaben aus der Medizintechnik übernommene Fertigungsmethode soll es nun erlauben, Luftdurchlässigkeit und wasserabweisende Eigenschaften bei Jacken künftig zu »tunen«, also individuell anzupassen. Die ersten Produkte mit dem neuen Material sollen im Herbst auf den Markt kommen, die Fertigung auf Kundenwunsch hält Carlier im nächsten Jahrzehnt für möglich - ungefähr von 2021 an.


  1. Digitaltechnik kontra Massenmode
  2. Regional und digital als Vorteile
  3. Zurück zu den Offline-Wurzeln

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