Rebellische Chefsekretärin kalt gestellt

Erfolgreiches Scheitern eines Synaxon-Experiments

1. September 2021, 17:53 Uhr | Martin Fryba
"In dieser kalten und grausamen Welt werden Top-Kräfte, zu denen ich mich in aller Bescheiden zählen darf, vorzeitigen in den Ruhestand geschickt", Maria Hackenbusch, Ex-Chefsekretärin des Vorstands Synaxon AG
© Maria Hackenbusch/Synaxon

Erst zur offenen Mitarbeit am Blog aufgefordert, dann die allzu forsche Kritikerin mundtot gemacht und in den Ruhestand geschickt und nun virtuell entsorgt. Maria Hackenbusch, in Ungnade gefallene Chefsekretärin, war ein mutiges Experiment aus dem Maschinenraum der Synaxon.

Ich muss zugeben: Ich hielt mich für einen Kenner der Systemhauskooperation Synaxon, kannte auch den Drang von Vorstand Frank Roebers, Experimenten mit ungewissem Ausgang stets eine Chance zu geben. Dass Roebers das Prinzip "alle Macht den Mitarbeitern" zum Leitbild einer Firmenkultur erhebt und Rebellion wohl noch immer lieber vor Konformismus stellt, auch das ist bekannt. Auch Humor fehlt ihm nicht: trocken, oft mit einem bissigen Satz in Richtung Wettbewerb garniert. Trotzdem sind viele Kenner von Synaxon, intimere sogar als ich, auf Frau Hackenbusch hereingefallen.

Roebers Chefsekretärin (allein der Titel hätte misstrauisch machen müssen) schrieb also für den Blog. Und wie! Bissig dem Chef widersprechend, seine Buchrezensionen verreißend, ja selbst die Vita des Chefs (Jurist schon, aber ohne 2. Staatsexamen) dekuvrierend. Aber auch mal Erfolg dezent lobend, wissend, dass nach der Peitsche auch mal Zuckerbrot serviert werden muss. Maria Hackenbusch! Man hätte sie als Grande Dame des IT-Channels verehren müssen, auch weil sie (Chefsekretärin!) in der doch so hippen und coolen IT-Branche wohltuend wie aus der Zeit gefallen schien.

Offline
Nun ist das kurze Experiment Frau Hackenbusch samt Kollege Bernd Ocholwski (1st Level Support) leider, leider zu Ende. Roebers hat die aus dem Maschinenraum seiner Firma Berichtenden in den Ruhestand geschickt und das Experiment mit diesen beiden fiktiven Mitarbeitern für gescheitert erklärt. "Wir haben unsere Ziele mit diesem Versuch nicht erreicht. Zwar konnte die Reichweite auf Facebook und LinkedIn mit den Beiträgen enorm gesteigert werden, jedoch mussten wir feststellen, dass die Inhalte nicht immer richtig ankamen. Je weiter die Leser:innen von uns entfernt waren, desto schwieriger war die korrekte Einordnung der Inhalte", begründet Roebers im Synaxon-Blog.

Nichts schwieriger als Satire dort zu erkennen, wo man sie nicht erwartet. "Wer uns nicht gut genug kennt und genau weiß, was von den Texten Karikatur und was reale Beschreibung ist, war zu oft verwirrt und manchmal sogar verärgert, wenn erkannt wurde, dass das ein Spaß sein soll und die Leser:innen reingefallen sind". Schade, dass so wenige Follower mit Frau Hackenbusch und über sich selbst lachen können, wo doch die Materie in der IT-Branche schon trocken genug ist.

Adé, Du Unverstandene
Und da sich Frau Hackenbusch bei mir persönlich per Linkedin-PN verabschiedet hat und ihr Konto mittlerweile gelöscht ist, bleibt mir nur, mich auf diesem öffentlichen Wege bei Ihnen, verehrte Frau Hackenbusch, zu verabschieden, die Sie mir in Ihrer letzten Nachricht gehörig, aber formvollendet auf die Schulter geklopft haben, wie man das mit Multiplikatoren bisweilen halt so macht.

Verehrte Frau Hackenbusch,

ich bedauere außerordentlich, dass man Sie so ehrlos in den Ruhestand versetzt hat. Nun teilen Sie eben ein Stück weit das Schicksal aller rebellischen Wesen, die aufrichtig und ehrlich für Gedanken- und Meinungsfreiheit kämpften und kämpfen. Trösten Sie sich mit der von mir empfohlenen Lektüre der ganz hervorragenden und für uns immer noch erhellenden Monografien von Stefan Zweig (besonders der Kampf Calvin gegen Castellio, der alle heutigen Management-Literaturen ersetzt).

Sie bleiben mir im Herzen, verehrte Frau Hackenbusch, als mutige, sich nicht Wort und Haltung verbietende und verbiegende Kämpferin der Aufrichtigkeit – unverstanden freilich von allen, die nicht verstehen können oder wollen.

Alles Gute und im Geiste bleiben wir ja sowieso vereint.

Ihr Martin Fryba

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