Open Source in der öffentlichen Verwaltung

»Für den Betrieb kritischer Infrastrukturen im Grunde Pflicht«

6. Oktober 2017, 16:37 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Vorteile bei der Sicherheit

CRN: Wo liegt der Nutzen von Open Source und Linux für staatliche Institutionen?

Ganten: Leider hat jede Software auch sicherheitsrelevante Fehler. Das gilt für kommerzielle Software genauso wie für Open Source – selbst für Produkte, die schon seit Jahren erfolgreich am Markt sind. Quelloffene Software hat jedoch den unschätzbaren Vorteil, dass sie nicht nur vom Auftraggeber, sondern auch jederzeit unabhängig von Dritten, auf eben diese Probleme geprüft werden kann. Das notwendige Fachwissen vorausgesetzt, können diese auch herstellerunabhängig gelöst werden. Und genau das passiert kontinuierlich: Probleme in Open Source Software wie Linux oder OpenSSL werden von Unternehmen wie Google, Facebook oder IBM gefunden und gelöst. Bei proprietärer Software wie Microsoft Windows ist man hingegen von der Entscheidung des Herstellers abhängig, ob er das Problem für eine bestimmte Version der Software lösen möchte – oder eben nicht. Aus diesem Grund ist für den Betrieb kritischer Infrastrukturen Open Source Software im Grunde Pflicht.

CRN: Welche weiteren Vorteile sehen Sie beim Einsatz von OSS, insbesondere bei der öffentlichen Hand?

Ganten: Sie lässt sich viel leichter anpassen und somit leichter in bestehende Softwareumgebungen integrieren. Die öffentliche Hand bekommt mehr Herstellerunabhängigkeit und kann sich bei Anpassungs- und Pflegeleistungen an einem Markt mit Wettbewerbern bedienen. Das sichert Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit: Verschwindet ein Anbieter proprietärer Software vom Markt, bedeutet dies im Extremfall, dass die betreffende Software nicht mehr weiterverwendet werden kann oder wichtige Sicherheitsupdates fehlen. Bei Open Source Software können in der Regel Dritte die Rolle des ausgefallenen Anbieters übernehmen.
Darüber hinaus kann die öffentliche Hand auch ihre eigenen Entwicklungen als Open Source Software veröffentlichen. Dann können andere Anwender, in der Regel andere Behörden, diese ebenfalls nutzen und ähnliche Lösungen für eigene Herausforderungen erstellen. Dies ist mit proprietärer Software meist nicht möglich – schon allein aus lizenzrechtlichen Gründen.


  1. »Für den Betrieb kritischer Infrastrukturen im Grunde Pflicht«
  2. Vorteile bei der Sicherheit
  3. OSS im Bildungswesen

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+