Uber in der Krise

Horrorjahr für das teuerste Start-up der Welt

2. Januar 2018, 9:19 Uhr | Lars Bube

Uber wurde für die aggressive Gangart unter dem Chef Travis Kalanick bewundert, gefürchtet und heftig kritisiert. Doch 2017 bezahlte das Start-up den Preis für die Sünden der Vergangenheit - und ein Ende der Aufräumarbeiten ist nicht in Sicht.

Als Anfang September ein neuer Chef an die Spitze des Fahrdienstvermittlers Uber rückte, sollte das ein Signal des Neuanfangs beim skandalgeschüttelten Start-up werden. Doch Dara Khosrowshahi, der vom Online-Reisebüro Expedia kam, wurde schon nach wenigen Wochen im Job von den Sünden der Vergangenheit eingeholt. London - ein Prestigemarkt für jede Firma - warf Uber raus. Das US-Start-up agiere verantwortungslos, unter anderem wenn es um das Melden von Straftaten und medizinische Kontrollen der Fahrer gehe, hieß es zur Begründung. Khosrowshahi war nach dem aggressiven Auftreten der Vergangenheit bemüht, einen Ton der Demut anzuschlagen. Für Uber sei jetzt Zeit, darüber nachzudenken, wie es soweit gekommen sei, schrieb er in einer E-Mail an die Mitarbeiter. »Die Wahrheit ist, dass man für schlechten Ruf einen hohen Preis bezahlt.«

London ließ sich durch die Charme-Offensive nicht umstimmen, Uber musste ins Berufungsverfahren, das Ausgang ist offen. Und auf Khosrowshahi wartete schon die nächste Zeitbombe: Im November musste er einräumen, dass Uber seit Oktober 2016 einen Cyberangriff verschwieg, bei dem Hacker Daten zu 50 Millionen Passagieren und 7 Millionen Fahrern erbeutet hatten. Statt Betroffene und Behörden zu informieren, zahlte Uber den Hackern 100.000 Dollar und vertraute darauf, dass sie die Daten vernichteten.

Die große Vertuschung wirft einen bleiernen Schatten auf die Ära des Mitgründers und langjährigen Chefs Travis Kalanick, unter dem die Firma zum wertvollsten Start-up der Welt wurde. Waghalsig steuerte er Uber auf einen globalen Expansionskurs, setzte sich oft über geltende Regeln hinweg, brachte damit Behörden und Taxi-Fahrer gegen Uber auf. Den Investoren gefiel aber die Vorstellung vom aggressiven Herausforderer, der den Transportmarkt aufrollt und bisherige Platzhirsche vom Platz fegt. Sie standen Schlange, um bei Uber einzusteigen. Trotz hoher Verluste schoss die Gesamtbewertung von Uber an die Marke von 69 Milliarden Dollar hoch - weil die Investoren bereit waren, viel Geld auch für kleine Beteiligungen zu bezahlen.


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