Uber in der Krise

Horrorjahr für das teuerste Start-up der Welt

2. Januar 2018, 9:19 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Von der Gewinnerstraße abgekommen

Uber schien auf der Gewinnerstraße, doch 2017 wurde zum Jahr der Abrechnung. Die Demontage von Kalanick begann mit dem Blogeintrag einer früheren Software-Entwicklerin von Uber, die Sexismus und Diskriminierung beschrieb - sowie eine miese Firmenkultur, in der Manager einander auflauerten. Der Verwaltungsrat setzte den früheren Justizminister Eric Holder als Aufklärer ein - und sein Bericht deckte massive Missstände bei der Unternehmensführung auf. Dabei kamen auch immer neue Vergehen zu Tage. Wie etwa, dass sich Ubers Top-Manager unbefugt die medizinischen Unterlagen einer von einem Uber-Fahrer in Indien vergewaltigten Frau beschafft hatten. Oder dass Uber mit dem sogenannten »Greyballing« Behördenkontrolleuren eine falsche Ansicht in der App einspielte, damit sie den Dienst bei Regelverstößen nicht auf frischer Tat ertappen konnten.

Mit den Enthüllungen wurde der Druck auf Kalanick immer größer. Er selbst ritt sich noch tiefer ins Schlamassel als er in arroganter Manier einen unzufriedenen Uber-Fahrer belehrte. Der Streit wurde auf Video aufgezeichnet und landete im Internet. Kalanick hoffte, er könnte den Sturm mit einer unbefristeten Auszeit überstehen und danach wieder den Chefposten einnehmen. Doch unzufriedene Investoren zwangen ihn im Juni zur Aufgabe.

Uber ist jetzt ein Unternehmen auf der Suche nach einer neuen Identität. Mit dem rücksichtslosen Gebaren der Vergangenheit soll Schluss sein, zugleich muss aber auch der Betrieb weitergehen - im harten Wettkampf mit Rivalen wie Lyft, die von dem Chaos beim Marktführer profitieren wollen. Für 2019 peilt Khosrowshahi einen Börsengang an. Bis dahin müssen auch die Zahlen stimmen. Wie hoch dann der Börsenwert sein wird, ist unklar. Der japanische Technologiekonzern Softbank bekam Ende Dezember einen Anteil von 15 Prozent für 7,7 Milliarden Dollar - also mit einem kräftigen Abschlag, der den Gesamtwert von Uber an die Marke von 50 Milliarden Dollar drückte. Softbank bekommt zwar auch einen Anteil direkt von Uber zur bisherigen Bewertung - den Löwenanteil des Paket kauften die Japaner aber deutlich günstiger bisherigen Aktionären ab.

Kurz davor gab es im Dezember noch einen weiteren Nackenschlag für Uber: Der Europäische Gerichtshof sorgte dafür, dass die Firma in Europa nicht zu ihrem ursprünglichen Geschäftsmodell zurückkehren kann, Fahrgäste von Privatleuten in deren eigenen Autos befördern zu lassen. Der entsprechende Service UberPop müsse als Verkehrsdienst reguliert werden und nicht als Online-Plattform. Für die allermeisten Verbraucher ändert sich damit unterdessen kaum etwas: Uber hatte das Angebot fast überall in Europa bereits eingestellt.


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