Zum Inhalt springen
Startups

Paypal im fünften Anlauf

Autor:Martin Fryba • 22.7.2016 • ca. 1:25 Min

Inhalt
  1. Lernen von Versagern
  2. Paypal im fünften Anlauf
Versager sind die Stars auf Fuckup Nights wie hier in Berlin
Versager sind die Stars auf Fuckup Nights wie hier in Berlin

Die Initiatoren der Webseite fuckups.de haben bereits viele solcher Events in Berlin abgehalten, in der Hauptstadt der Startups kommt die Idee des »Schöner Scheiterns« prima an. Auf der Bühne über persönliche Niederlagen zu reden, erspart offensichtlich nicht nur den Psychotherapeuten. Die öffentliche Traumabewältigung ist vor allem auch für die meist jüngeren Zuhörer eine Lehrstunde in Sachen Unternehmertum. Keine BWL-Theorie ersetzt den Austausch mit Unternehmern, die bisweilen schonungslos auf unausgereifte Ideen, chaotische Firmenstrukturen und den Druck zurückblicken, den sie sich und ihrem privaten Umfeld zumuten.

Marc Clemens erzählte kürzlich in Berlin von seinem Startup Sommelier Privé, das Wein-Abonnements anbot. »Gründen ist immer eine Achterbahnfahrt und Scheitern erst recht. Komisch aber, wie unterschiedlich es sich anfühlen kann und was man selbst und was andere als Scheitern sehen«, wundert er sich heute. Er fiel nach der Entlassung seiner 20 Mitarbeiter und der anschließenden Insolvenz in ein Loch. Bloß nicht in Selbstzweifel verharren und aus der Not eine Tugend, sprich wertvollen Erfahrungsschatz machen, lautet die Devise auf Fuckup-Nights.

Und in der Tat: Es funktioniert. Wer sein Scheitern mit einer gehörigen Portion Selbstironie und Humor in Szene setzt, kann sogar die Herzen der Zuhörer erobern. Von einem Stigma ist keine Rede mehr. Im Gegenteil: Ohne eine entsprechende Story über einen Flop, fühlen sich angehende Jungunternehmer irgendwie unvollständig, wenn sie von einer inspirierenden Fuckup-Night nach Hause gehen.

Trost finden sie in der Statistik und in den USA. Denn die Wahrscheinlichkeit des unternehmerischen Misserfolgs ist groß. Jeder dritte Gründer in Deutschland hat zuvor mindestens ein Startup bereits eingestellt, berichtet der Startup-Monitor der KPMG von der »Kultur des Scheiterns«. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in den USA traditionell eine solche positive Einstellung zur unternehmerischen Niederlage. Und die hat nicht nur mit persönlicher Trauma-bewältigung zu tun. Max Levchin hat fünf Anläufe gebraucht, bis er mit einem Startup Anerkennung und Erfolg feierte. »Es war keine großartige Geschichte, aber es funktionierte«, sagt der Mitbegründer und ehemalige CTO von Paypal.