36.000 betrügerisch bestellte Pakete, die über Warenagenten nach Osteuropa verschickt wurden – in neun europäischen Ländern hat die Polizei im Juni zugeschlagen und ein Onlinebetrüger-Netzwerk ausgehoben. Der Schaden wird auf 18 Millionen Euro geschätzt
Millionenschaden und Dutzende geprellte Onlinehändler: Europol hat einem Netzwerk von Onlinebetrügern das Handwerk gelegt, die über ein ausgeklügeltes Vertriebssystem mehr als 36.000 Pakete stehlen konnten. Waren wie Kameras, Drohnen und Koffer wurden von den Betrügern in Onlineshops mit gestohlenen Kreditkartendaten aus dem Darknet bestellt. Die Produkte, deren Wert meist bei etwa 500 Euro lag, wurden an die Adresse von Warenagenten zugestellt, die das Paket umpackten und an neue Adressen in Osteuropa verschickten. Dort saßen weitere Warenagenten, die die Ware anschließend an den Endkunden vermittelten.
Ermittler aus acht europäischen Staaten durchsuchten vom 12. bis 15. Juni insgesamt 31 Wohnungen und Geschäftsräume in neun Ländern in ganz Europa – unter der Leitung des LKA Sachsens. Wie die Leipziger Volkszeitung berichtete, nahmen sie den mutmaßlichen Drahtzieher des internationalen Netzwerks, einen Mann mit russischer und moldawischer Staatsangehörigkeit, in einer Villa auf Zypern fest. In der Nähe von Würzburg ging den Fahndern ein mutmaßlicher »Stuffer« ins Netz, der die Produkte bestellt und mit falscher Kreditkarte bezahlt hatte. Auch in der Schweiz und in Litauen wurden mutmaßliche Kriminelle des Netzwerks festgenommen, denen jetzt Hehlerei, Geldwäsche und Computerbetrug vorgeworfen wird. In Litauen und Polen fanden die Ermittler Warenlager.
Für die Fahnder war es äußerst knifflig, den Tätern auf die Spur zu kommen: Sie nutzten Spitznahmen, verschlüsselte Zugänge und zahlten meist mit der Kryptowährung Bitcoin, erklärte das LKA Sachsen. Mit ihren Geschäften sollen die 15 beschuldigten Onlinebetrüger Waren im Wert von 18 Millionen Euro gestohlen haben. Auch arglose Helfer wie Studierende oder Geringverdiener sollen in die kriminellen Machenschaften verwickelt worden sein. So standen auf der untersten Stufe Warenagenten, die oft mit Stellenanzeigen als »Logistik-Assistent« oder »Versandmitarbeiter« und einem attraktiven Nebenverdienst geködert wurden. Die bittere Realität: Meist wurden die Agenten um ihren Verdienst geprellt, haben sich jedoch durch ihn Tun strafbar gemacht.