Alles auf Anfang: Mit der Xbox »One« will Microsoft eine neue Zeitrechnung in Sachen Spielekonsolen beginnen. Doch gerade in der vermeintlichen Paradedisziplin scheitert Microsoft.
Schon die Namensgebung der Xbox »One« macht deutlich, dass Microsoft deutlich mehr will, als nur die nächste Generation seiner Spielkonsolen vorzustellen. Alles wird zurückgesetzt und die Zählung beginnt von neuem bei Eins. Die wichtigste Neuerung ist laut Microsoft denn auch nicht weniger als: Alles. Mit Features vom Internet-Anschluss über die TV-, Blue-Ray und Stream-Wiedergabe, bis hin zum integrierten Skype-Client, soll die Xbox künftig zur Entertainment-Zentrale im vernetzten Heim werden. Gesteuert wird das alles bei Bedarf über das neue Kinect-Modul, dem Microsoft nicht nur bessere Augen, sondern vor allem auch bessere Ohren für Sprachbefehle verpasst hat. Laut dem Bundesdatenschutzbeauftragen Peter Schaar eignet sich die Xbox One damit auch hervorragend für eine weitere Aufgabe, und zwar als »Überwachungsgerät«.
Das einzige kleine Manko lässt sich bei so vielen tollen neuen Möglichkeiten sicherlich leicht verkraften: Das eigentliche Spielen verkommt mit alldem zum bloßen Nebeneffekt. Ohne Onlinefunktion und Fernkontrolle des Kopierschutzes geht spielerisch sowieso gar nichts mehr. Auch seine alten Xbox-Spiele kann man auf der neuen Konsole nicht mehr benutzen. Doch wie Don Mattrick, Präsident des Interactive Entertainment Business bei Microsoft, den aufgeregten Gamern erklärt, ist auch das nur zu ihrem Vorteil als digitale Avantgarde: »Wenn du abwärtskompatibel bist, bist du wirklich rückschrittlich«. Eine Taktik, die Microsoft bereits bei Windows Phone 7 erfolgreich zur Erfolgsverhinderung eingesetzt hat, und von der andere Industrien nur lernen können. So hat die Kopfnuss erfahren, dass nun auch BMW über neue Modellreihen nachdenkt, die sich an dieser Maxime orientieren. Zum neuen Standard gehört unter anderem eine auf der Heckstoßstange montierte Leinwand mit Beamer und Smart-TV-Tuner, dank der man das in der Garage geparkte Auto als optimalen Public-Viewing-Platz für die Fußball-Gartenparty nutzen kann. Da die Gesamthöhe damit die Marke von vier Metern überschreitet, wird lediglich das – sowieso rückschrittliche - Fahren auf öffentlichen Straßen etwas problematisch.