Porno als amtliche Information

Ein Erwachsenen-Film aus den 80er Jahren ist auf dem Markt nicht mehr zu bekommen. Gut wenn man weiß, dass die Bundesprüfstelle von Amtswegen über das bestsortierteste Pornoarchiv der Welt verfügt.

Ein anonymer Mann versuchte scheinbar verzweifelt, den im Handel vergriffenen Erwachsenen-Streifen, »Carl Ludwig, 2. Teil – Carl Ludwigs heiße Träume«, in seinen Besitz zu bekommen. Doch da die Rarität nicht mehr zu beziehen ist, entschied sich der Unbekannte für einen unkonventionellen, aber geschickten Weg, doch noch zum Objekt seiner Begierde zu gelangen: Er bat die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) um die Herausgabe einer Kopie der Erotik-Rarität.

Ein auf den ersten Blick ungewohntes Vorgehen, ist die Behörde in erster Linie dafür zuständig, allzu freizügiges Material nur für einen begrenzten Personenkreis zugänglich zu machen. Dadurch ist die BPjM jedoch auch auf Amtswegen dazu verpflichtet, indizierte Filme für 25 Jahre zu archivieren. Denn nach einem Vierteljahrhundert wird jedes Werk aus dem Giftschrank der Behörde nach den Moralvorstellungen der aktuellen Zeitgenossen neu bewertet.

Für den Sammler war die Behörde folglich die ideale Anlaufstelle, um doch noch an eine Kopie des raren Streifens aus dem Jahr 1983 zu gelangen. Als das BPjM die Herausgabe des Erotik-Streifens verweigerte, berief sich der Kenner kurzerhand auf das Informationsgesetz. Der Kniff dahinter: Den vergriffenen Porno wertete der Kläger als amtliche Information, dessen Herausgabe er laut §1 des Gesetzes unter bestimmte Voraussetzungen von einer Behörde einfordern kann. Da der Sammler den Film nur für den privaten Gebrauch beanspruchte und der Film seit mehr als zwei Jahren nicht mehr im Handel erhältlich ist, entschieden die Richter des Verwaltungsgerichts Köln zugunsten des Klägers und machten die BPjM zur unfreiwilligen Kopierhilfe einer Porno-Rarität.