Das »Dynamic Pricing« im Onlinehandel nimmt immer abstrusere Formen an. Manche Etailer ändern Preise für ein Produkt mehrmals am Tag und lassen dabei Preisschwankungen von mehreren hundert Euro zu.
Von Einheitspreisen hat sich der Onlinehandel längst verabschiedet. Heute bestimmen Algorithmen, wann welches Produkt wie viel kostet. Die Faktoren, die dabei den Preis beeinflussen, sind vielfältig. Nicht nur der Zeitpunkt des Kaufs, auch das individuelle Surfverhalten, das genutzte Endgerät oder der Wohnort kann bestimmen, wie viel oder wenig Nutzer für ein und dasselbe Produkt zahlen müssen. Die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Brandenburg haben nun 34 Tage lang die Preise ausgewählter Onlineshops beobachtet:
Die Verbraucherschützer stießen in ihrer Untersuchung bei 37 Prozent der beobachteten Preise auf Schwankungen. Knapp zwei Drittel der variierten Preise änderten sich bis zu dreimalig, 36 Prozent vier- bis 15-malig und vier Prozent sogar häufiger, bis zu 32 Mal, innerhalb der beobachteten 34 Tage.
Bei der Höhe der Preisanpassungen ergaben sich ebenfalls große Unterschiede: 30 Prozent der Preise wurden teils mehr als verdoppelt. Bei einem Handy von Media Markt lagen ganze 220 Euro zwischen dem niedrigsten und dem höchsten angebotenen Preis.
Für den Händler selbst könnte das Preisroulette zum Bumerang werden. Studien haben gezeigt, dass Kunden solche Systeme selbst dann als unfair empfinden, wenn sie das Produkt vergleichsweise günstig erworben haben. Vor allem aber lässt fehlende Transparenz das Vertrauen der Kunden in den Händler schwinden und beim nächsten Kauf zur Konkurrenz wechseln. Oder er wechselt gleich zum bis dato gemiedenen Fachgeschäft in der Innenstadt. Falls er aber bei einem großen Retailer wie Media-Markt landet, dürfte das böse Erwachen nicht lange auf sich warten lassen. Denn dort setzt man flächendeckend auf elektronische Preisschilder, um schnell die Preise anpassen zu können.