Datenhoheit als Machtinstrument

Sag mir wo die Daten sind

13. Juli 2017, 13:19 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Trump löscht den Klimawandel

Vor allem die gigantische Webpräsenz der US-Umweltschutzbehörde EPA steht im Fokus. Mit Trumps Amtseintritt habe die EPA Informationen zum Klimawandel gut auf ihrer Webseite versteckt, Beiträge des Menschen zur Erderwärmung seien fast gar nicht mehr zu finden, zitiert die SZ Ängste der Wissenschaftler, dass diese Daten auf immer verschwinden und jahrelange Klimaforschung umsonst sein könnte. Eine auf der Webseite des Weißen Hauses prominent platzierte Tabelle, die Unternehmen nach ihrer Energieeffizienz bewertet, sei im Archiv verschwunden und schwer zu finden.

Kürzungen staatlicher Mittel für die Klimaforschung um bis zu 20 Prozent hat Trump bereits veranlasst. Nun gilt es, die Daten zu retten. Rund 200 IT-Spezialisten und andere Aktivisten, die sich an der University of Pennsylvania getroffen hatten, haben bereits die Inhalte von mehr als 7.000 Webseiten von Regierungsbehörden gesichert. Die teils sehr komplexen Daten sollen der Klimaforschung weiter zur Verfügung stehen. Eine neue Heimat finden die Daten etwa auf der neu eingerichteten Webseite datarefuge.org. Schon der Name ist Mission: Rettet die Daten!

Staatlich gelenkte Datenlöschung in Zeiten nie dagewesenem Datenwachstums gibt es freilich auch in Europa. In Polen, wo die Unabhängigkeit der Justiz faktisch nicht mehr gilt. Seit sich dort die nationalkonservative Regierung Pis den Einfluss auf die Zusammensetzung des Verfassungsgerichts gesichert hat, lässt die neue Vorsitzende, die PiS-nahe Richterin Julia Przyłębska, alle rechtskräftigen Urteile aus der Datenbank dieses Gerichts löschen, die die Verfassungswidrigkeit mehrerer Gesetze der Pis-Regierung feststellten. Bleibt zu hoffen, dass ihr polnische Datenretter zuvorgekommen sind.


  1. Sag mir wo die Daten sind
  2. Trump löscht den Klimawandel

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+