Wie zukunftsfähig ist die deutsche Digitalwirtschaft?

»Schicksalsfrage« Daten-­Ökonomie

10. November 2017, 13:13 Uhr | Daniel Dubsky

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Aufbruch in die datengetriebene Plattformökonomie

Größter Industrie-Arbeitgeber, das ist schon was für die ITK-Industrie hierzulande, die auch beim Umsatz von 160,8 Milliarden Euro 2017 die Automobilbauer am Standort Deutschland (148,3 Milliarden Euro) abgelöst und dem nach Erlösen noch deutlich führenden deutschen Maschinenbau (219 Milliarden Euro) immer näher kommt. Doch Bitkom-Chef Achim Berg sieht das Jobwunder und die noch ausgezeichneten Wachstumsprognosen für die ITK-Industrie gefährdet. In vielen Ländern sieht der ehemalige Geschäftsführer bei Microsoft Deutschland einen rasanten Aufbruch in eine »datengetriebene Plattformökonomie«. Nur in Deutschland nicht. Im internationalen Vergleich sei die deutsche Wirtschaft bei Investitionen in digitale Technologien noch eher zurückhaltend.

Das wären datengetriebenen Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz, Blockchain, 3D-Druck und IoT. Berg sorgt sich, dass Deutschland den Anschluss an das neue Daten-Gold verlieren könnte. »Die Schicksalsfrage für Deutschland wird sich innerhalb weniger Jahre entscheiden.«

Gefordert sei jetzt das Management, die Politik müsse zudem endlich rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für eine Digitalisierung der Wirtschaft schaffen und aufs Tempo drücken. Berg fordert eine Regulierung für datenbasierte Geschäftsmodelle: Eine konsistente Datenpolitik müsse den Privatsphären-Schutz und die Möglichkeiten der Datennutzung »in eine funktionierende Balance« bringen. Das aber ist leichter gesagt als getan. Denn allein das zähe Ringen des Gesetzgebers bei der Beseitigung der WLAN-Störerhaftung zeigt, wie sehr die Politik in der Zwickmühle divergierender Interessen steckt. Hier die mächtige Film- und Musikindustrie, dort die für ein freies Internet kämpfenden Aktivisten und Netzwerkhersteller.

Es geht um viel Geld. 2,4 Milliarden Euro sollen laut Bitkom die zwölf vom Bundeswirtschafts­ministerium geförderten Digital Hubs in den nächsten fünf Jahren erhalten, jährlich soll der Bund einer Milliarde Euro in die Erforschung von künstlicher Intelligenzn stecken. Der Zeitpunkt für solche Investitionsforderungen könnte nicht besser sein: Die künftige Regierungskoalition startet mit einem Haushaltsüberschuss von 17 Milliarden Euro allein für 2017 ins neue Jahr.


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