Schon jetzt machen sich Philosophen, Sozialforscher und Psychologen ernsthafte Gedanken, was es für die sowieso gemeinhin schon recht düstere deutsche Seele bedeuten wird, wenn ihr dieses letzte anarchische und archaische Refugium der täglichen Kraftmeierei genommen wird? Einige Experten befürchten, dass in gleichem Maße wie durch intelligente Fahrsysteme der Stau auf den Straßen abgebaut wird, dafür eine ganz andere Art von Stau überhandnimmt: Wer seine Aggressionen nicht mehr im geschützten Raum des Individualverkehrs abbauen kann, trägt sie möglicherweise mit nach Hause. Statt den Vordermann an der Ampel ob seines zu langsamen Starts ohne Launch-Control und quietschende Reifen anzuhupen und mit – für ihn dank des wummernden Zwölfzylinders mit Sportauspuff zum Glück meist nur zu erahnenden – Flüchen und Fingergesten zu belegen, trifft die Wut dann womöglich ungebremst und -gefiltert die eignen Kinder, die zu langsam ins Bett schlurfen und damit den Gang in die Nasszelle blockieren, oder auch die bessere Hälfte, die beim Bügeln des dringend benötigten Business-hemdes nicht genügend »Dampf« macht. Die bleibenden Schäden für jeden Einzelnen sowie auch die Allgemeinheit wären dadurch noch um ein vielfaches höher und schwerwiegender, als die paar Milliarden, die uns alljährlich durch Schleichfahrten im Stop-and-Go verloren gehen.
All diesen Unkenrufen zum Trotz sieht die CRN als Fackelträger der Innovationskultur in der smarten Technologie der Fahrassistenzen aber auch einen echten Segen – und zwar in rein finanzieller Hinsicht. Denn wie die Orakel der CRN Kopfnuss nach dem Einatmen hochreiner Diesel-Abgase aus unseren VW-Poolcars aus der Zukunft gelesen haben, wird durch die Technisierung des Fahrens schon bald ein völlig neues Mantra entstehen: Weil die alten Rostlauben noch nicht mit den entsprechenden Systemen ausgestattet sind, werden dann plötzlich Annoncen im Stil von »Tausche Porsche Cayenne Modell 2022 gegen Opel Astra F mit TÜV« erscheinen.
Um optimal von dieser digitalen Disruption der Machtverhältnisse auf unseren Schnellstraßen profitieren zu können, hat die CRN schon vor Jahren einige Tochter-GmbHs gegründet, die landesweit in großem Stil vermeintlich wertlose Schrottmühlen zu Spottpreisen einsammeln. Wenn es dann soweit ist, dass die automobile Zukunft Realität wird, werden wir dank unserem neuen Fuhrpark-Motto »Vorsprung durch fehlende Technik« nicht nur in der Nachrichtenlandschaft die Schnellsten sein. Denn wie sagte schon der weise griechische Staatsmann Perikles: »Es kommt nicht darauf an, die Zukunft zu kennen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.« Vielleicht sehen Sie ja ob dieser Erkenntnis unseren nächsten ungefragt an Ihrer schäbigen Mühle angebrachten Flyer »Kaufe jedes Auto – Zustand egal« mit ganz anderen Augen.