CRN Kopfnuss

Typologisiert (5): Der liebenswerte Business-Tölpel

17. November 2017, 13:30 Uhr | Lars Bube
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Er ist der Dauerreisende unter den typischen CEO-Typen: Der Business-Tölpel wird mit seinen vermeintlich revolutionären Schnapsideen meist schneller von Unternehmen zu Unternehmen weitergereicht, wie ein Stück glühende Kohle die Hände wechselt.

Wenn Sie die bisherigen Folgen unserer Kopfnuss-Reihe, in der wir uns an einer Typologisierung der Branchen-Charakterköpfe versuchen, verfolgt haben, haben Sie womöglich den Eindruck gewonnen, dass der ITK-Channel ein Sammelsurium unsympathischer und zwielichtiger Gestalten ist. Dem wollen wir nun mit der Vorstellung eines liebenswerteren Manager-Modells entgegenwirken: Dem Business-Tölpel. Jeder in der Branche kennt und mag diesen unterhaltsamen Pleiten-, Pech- und Pannen-Vogel, der in leutseliger Runde mit seinen ungewöhnlichen Ideen Zuhörer zu begeistern weiß. Mit Eifer trägt er seine Konzepte vor: »Mankönntedoch« und »Mansolltemal«, doziert er. Von so viel Schwung mitgerissen fragt man sich: »Ja, warum denn nicht? Warum kam da noch keiner drauf?« Vielleicht, weil die Idee dann doch nicht so gut ist, wie sie als Tresen-Theorie erschien. Im Praxistest nämlich verpuffen die vermeintlich innovativen Konzepte des Branchen-Tölpels. Oder schlimmer noch: Sein engagierter Einsatz stiftet nichts als heillose Verwirrung.

Dieser Umstand verdammt unseren Pannen-Toni zu einer Wanderarbeiter-Karriere. So passiert es alle paar Monate, dass man ihn auf einer Branchenveranstaltung trifft und freudig begrüßt: »Ja Pannen-Toni, wie läuft’s denn mit deiner Vertriebsumstrukturierung bei Supermicro?« Seine Antwort: »Kann ich Dir nicht sagen, ich plane jetzt eine Vertriebsneustrukturierung für Superdata.« Das Haltbarkeitsdatum des Tölpels ist kurz und die Liste seiner Engagements liest sich wie ein Who’s who der dümmsten Firmenpleiten. Pannen-Toni kann dafür natürlich nichts – man hat seine strategischen Impulse nur falsch interpretiert und dilettantisch ausgeführt.

Zwischen seinen Engagements tröstet er sich fast immer mit einem skurrilen Hobby, das ein brauchbares Small-Talk-Thema abgibt – also in der Art von »Ich sammle Hundehütten aus dem 19. Jahrhundert«. Irgendwann parliert er dann aber doch wieder am Networking-Hotspot eines Branchenevents über seine neuesten Business-Ideen. »Man müsste den Vertriebsaußendienst mit Yps-Walkie-Talkies aufrüsten, dann hätte er viel Spaß an der Arbeit und würden wieder mehr miteinander kommunizieren«, erklärt er dann. Und wir werden wieder weich: »Ja klar, warum kam da noch keiner drauf?«

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