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Industrie und Farming 4.0

Der digitale Cloud-Kuhstall

Autor:Lars Bube • 18.8.2015 • ca. 1:35 Min

© Microsoft

Wie die moderne Landwirtschaft 4.0 im Praxiseinsatz aussehen kann und was sie dort alles bewirkt, zeigt das Beispiel des Milchbauern Steffen Hake aus dem niedersächsischen Wagenfeld-Ströhen. Er hat die harte Arbeit einer Milchwirtschaft von Kindesbeinen an auf dem elterlichen Hof erlebt, den er seit 2005 gemeinsam mit seinem Vater führt. Außer ihnen und dem Großvater arbeiten nur noch ein Nachbar und ein Melker in dem Kleinbetrieb. Wie schon seine Großeltern muss auch Hake oft noch vor dem Morgengrauen aufstehen und bis weit nach Sonnenuntergang arbeiten, um den Betrieb am Laufen zu halten.

Früher führte der erste Weg der Landwirtsfamilie dabei stets direkt in den Stall zu seinen rund 250 Kühen. Heute jedoch setzt sich Hake zunächst einmal an seinen Computer und checkt, ob seinem vernetzten Vieh gut geht, oder bei welchen Kühen er eventuell genauer nachsehen muss. Dazu nutzt er die Lösungen von »SCR Dairy« aus Israel, die als Basis für diverse Dienste wie »HealthyCow24« oder »Heatime« auf Windows Embedded Software und Microsoft Azure setzen. Die Software bietet Hake mittels Übersichten, Dashboards und tiefer gehenden Informationen eine einfache Lösung um das Wohlergehen seiner Tiere per PC, Tablet oder Smartphone sicherzustellen. So kann er damit beispielsweise Muttertiere überwachen, die Milchproduktion steigern, oder auch auf Krankheiten hindeutende Anomalien ausfindig machen, noch bevor er den Stall betritt.

Besondere Aufmerksamkeit widmen die Lösung wie auch der Landwirt dabei der Fortpflanzung, die die wichtigste Voraussetzung für die Milchproduktion ist. »Eine Kuh wird nicht einfach besamt und bekommt ein Kalb«, führt Hake aus. »Sie hat einen Drei-Wochen-Zyklus, den man dadurch erkennt, dass sie unruhig wird«. Dank diversen Sensoren wie etwa Bewegungsmeldern in Halsbändern, die entsprechende Signale für die Brunst erkennen und direkt als Meldung an Hake weitergeben, kann er jetzt sicherstellen, dass er trotz der relativ großen Anzahl an Tieren für jede den optimalen Zeitpunkt zur Besamung abpasst. Denn das Zeitfenster ist eng begrenzt. Im Normalfall bleiben nur etwa zwölf Stunden um eine Kuh in der Brunst erfolgreich zu besamen. Analog arbeitende Kollegen müssen deshalb mindestens viermal am Tag im Stall selbst nach entsprechenden Zeichen Ausschau halten. Hake kann diese Zeit dank den tierischen Wearables und vernetzten Lösungen jetzt anderweitig nutzen.