Stress wie beim Final-Elfmeter

Was die Wissenschaft vom E-Sport weiß

6. Oktober 2017, 11:16 Uhr | Peter Tischer

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Basisstrukturen wie im traditionellen Sport

Der E-Sport habe inzwischen durchaus mit dem traditionellen Sport vergleichbare Basisstrukturen, sagt Jörg Müller-Lietzkow von der Universität Paderborn, der auch zum Thema E-Sport forscht. »Es fehlt aber zum Beispiel an Trainingslehre, Trainerausbildung oder auch sportwissenschaftlicher Forschung.« Für einzelne Spiele gebe es Taktik- oder Teamtraining. Über physische Anforderungen oder auch die kognitiven Prozesse wisse man dagegen weniger.

Froböse will so eine Trainingslehre. »Wenn wir das aus dem anderen Leistungssport betrachten, haben die noch viele professionelle Lücken«, sagt er über die E-Sportler. Stichwörter: Ernährung, Regeneration, Getränke. »Wenn Sie das "Counter-Strike"-Finale betrachten, dann saufen die in der kurzen Zeit bestimmt drei Liter Red Bull.« Auch von der schnellen Pizza zwischendurch - in der Videospiel-Szene fast ein Kulturgut - rät er erwartungsgemäß ab. »Auf keinen Fall! Die Verarbeitung von Nahrungsmitteln kostet Energie und nimmt damit Leistungsfähigkeit.«

All das führt auch dazu, dass die Karrieren vieler E-Sportler relativ schnell verglühen. Nach drei oder vier Jahren sei im Spitzenbereich oft schon Schluss, sagt Froböse. »Weil sie sich nicht aufbauen. Weil sie keine vernünftige Periodisierung ihrer Leistung machen. Weil sie nicht richtig trainieren und ihre ganzen Ressourcen wertvoll einsetzen, sind sie in kurzer Zeit ausgebrannt und verbrannt.« Heißt: E-Sportler müssten auch jenseits des Bildschirms an sich arbeiten - etwa mit Ausdauersport, um Ermüdungswiderstand aufzubauen.

Christoph Mellen, Mitglied des Hochschul-Teams hat derweil sein Training beendet. Eine Frage: Fühlt sich E-Sport für Sportstudenten tatsächlich wie Sport an? Er sagt: »Ja. Wenn es hier richtig abgeht und wir vergessen, das Fenster aufzumachen, dann sind hier auch die entsprechenden Temperaturen drin.«


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  2. Basisstrukturen wie im traditionellen Sport

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