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Wenn die Mining-Farm den Badesee zum „Whirlpool“ macht...

6. Juli 2021, 16:06 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Digitaler Durchlauferhitzer

Greenidge Generation wandelt Kraftwerke in Coin-Minen um
© Screenshot greenidgellc.com

Kein Wunder also, dass der Ausbau von den Investoren unter Hochdruck weiter vorangetrieben wird und das lukrative Geschäftsmodell bald auf andere Kraftwerke übertragen werden soll. Laut NBC News stehen derzeit etwa 8.000 Mining-Rigs auf dem Kraftwerksgelände in Dresden, Tendenz weiter steigend. Luft nach oben ist noch genug, läuft das Kraftwerk doch derzeit mit weniger als 15 Prozent seiner maximalen Last. Für andere hingegen wird die Luft dadurch hingegen im wahrsten Sinne des Wortes immer knapper: Die Flora und Fauna der Umgebung und des Sees sowie die knapp 700 Bewohner von Dresden sowie weiterer Städtchen leiden zunehmend unter der digitalen Mine. Wie NBC unter Verweis auf Dokumente der Verwaltung vorrechnet, ist der jährliche CO2-Ausstoß des Kraftwerks durch die Dauerbefeuerung zwischen 2019 und 2020 von 39,406 auf 243.103 Tonnen gestiegen. Ein Großteil davon entfällt demnach auf das Mining.

Noch direkter spürbar ist für die Anwohner des Sees allerdings ein anderer Effekt: Das Wasser heizt sich durch den Kühlkreislauf des Kraftwerks so stark auf, dass manche Bewohner gegenüber NBC von der Verwandlung des Sees in einen „Whirlpool“ sprechen. Hinzu kommt, dass dem See durch Verdunstung bei der Kühlung auch Wasser entzogen wird. Immer mehr Bürger der umliegenden Gemeinden protestieren deshalb gegen den weiteren Ausbau – mit verschwindend geringen Aussichten auf Erfolg. Denn die eigentlich auf Spitzenlasten ausgelegten Genehmigungen verschaffen dem Betreiber erhebliche Spielräume und bedürfen im Normalfall nur alle paar Jahre einer eher formellen Verlängerung. Ihnen zufolge darf das Bitcoin-Kraftwerk über 500 Millionen Liter Wasser pro Tag durch seine Kühlsysteme laufen lassen. Angesichts einer dabei erlaubten Auslass-Temperatur von über 40 Grad im Sommer und 30 Grad im Winter ist der erwähnte Whirlpool-Vergleich nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Die Kraftwerksbetreiber und Befürworter des Projekts weisen darauf hin, dass die Umwelt mit den Auflagen bereits ausreichend geschützt werde und man daran arbeite, CO2-neutral zu werden. Außerdem bringe die Mine der Gemeinde neue Arbeitsplätze und zusätzliche Steuereinkünfte in Höhe von gut einer Viertelmillion  Dollar pro Jahr. Die Gegner antworten, dass dies bei weitem nicht ausreiche, um die negativen Konsequenzen und langfristigen Schäden aufzuwiegen.


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